Zwei Seen und ein bedeutendes Naturschutzgebiet

Für unsere heutige Wanderung brauchen wir eine kleine Ausrüstung. Zunächst einmal sollte ein Fernglas auf jeden Fall im Gepäck sein, dazu ein Sonnenschutz; denn wir werden die meiste Zeit in der prallen Sonne wandern. Deshalb eignet sich die Wanderung besonders gut für das zeitige Frühjahr oder den Herbst; dazu sollte es auch nicht allzu feucht sein.

Die Wetterau ist nicht nur eine alte Kulturlandschaft mit fruchtbaren Böden und Bodenschätzen. Dass zwischen Taunus und Vogelsberg fast 200 Jahre lang Braunkohle abgebaut wurde, daran erinnert heute nur noch wenig. Würde man nicht hin und wieder auf markante Hinweisschilder stoßen, so könnte man kaum ahnen, dass die „Wetterauer Seenplatte“ von Menschenhand geschaffene Paradiese für Vögel und Amphibien sind.

Wir beginnen unsere Wanderung am Bahnhof im Reichelsheimer Ortsteil Weckesheim, Haltepunkt der RMV Strecke 31/32. Von dort laufen wir die Barbarastraße in nördliche Richtung, um dann die letzte Abzweigung nach rechts ins freie Feld zu nehmen. Zwischen den Feldern laufen wir den Betonweg (1) nach links und stoßen nach einem knappen Kilometer auf einen Feldgehölz. Wir wenden uns hier nach rechts und kommen nach wenigen Metern zum ersten Aussichtspunkt der heutigen Wanderung (2). Der Unterstand bietet uns einen herrlichen Blick auf den Teufelsee, genauso wie der Pfaffensee ein vollgelaufenes Braunkohletagebauloch.

Die beiden Seen wurden Ende der 90er Jahre unter Naturschutz gestellt und sind heute ein wichtiger Brut- und Rastplatz für zahlreiche Vogelarten und Refugium für Libellen und Amphibien. Auch seltene Wasservögel wie etwa der Zwergtaucher oder der Rothalstaucher, aber auch Blaukehlchen und Beutelmeise zählen zu den Besonderheiten des Gebiets. Wir gehen die wenigen Meter zurück auf dem Weg und wandern dann auf der südlichen Seite des Naturschutzgebietes entlang an der Baumreihe auf einem Wiesenweg (3). Nach einer Rechts-Links-Kombination stoßen wir linker Hand auf die nächste Aussichtsplattform (4), die uns einen Blick auf den Pfaffensee freigibt. Auch hier haben wir einen wunderbaren Blick auf das Naturschutzgebiet und können eine erste Ruhepause einlegen.

Zurück auf dem Wiesenweg gehen wir am Ende des Naturschutzgebietes nach links und den ersten Weg nach rechts. Er führt uns direkt auf den Echzeller Ortsteil Gettenau zu (5). An der Bebauungsgrenze, vorbei am Friedhof, gehen wir an der T-Kreuzung nach links und folgen dem Weg, der uns unweigerlich zu den Gleisen der Bahnstrecke Friedberg-Nidda führt. Wir halten uns diesseits der Gleise und wandern für anderthalb Kilometer entlang des „Bingenheimer Rieds“ (6) im Herzstück des Landschaftsschutzgebietes „Auenverbund Wetterau“. Das Bingenheimer Ried ist eine Feuchtwiese, die wegen ihrer häufigen Überflutungen für die Landwirtschaft kaum nutzbar war. Deshalb wurde sie in der Vergangenheit mit einem System von Entwässerungsgräben durchzogen. Pumpen halfen, das Wasser möglichst schnell in die Horloff zu befördern. Allerdings hatte dies massive Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt und zudem die Hochwasserproblematik an den Unterläufen der großen Flüsse verschärft.

Wir laufen weiter entlang der Bahnschienen. Direkt vor den ersten Häusern von Reichelsheim nehmen wir den Wiesenweg nach rechts (7) und folgen ihm am zweiten Abzweig nach links. Jetzt laufen wir auf dem Wiesenweg nördlich von Reichelsheim, rechts den Graben, links die Gärten der Häuser. Nach einem knappen Kilometer überqueren wir auf der Brücke den Graben nach rechts (8) und gehen den nächsten Weg nach links. Wir stoßen auf die Straße, die in Richtung Echzell-Gettenau führt, überqueren sie in einer Links-Rechts-Kombination und wandern jetzt rechts des Grabens weiter (9), halten uns immer in westlicher Richtung, stoßen mit dem Wirtschaftsweg schließlich wieder auf die Barbarastraße in Weckesheim, wo wir nach links gehen und dann bald am Ausgangspunkt zurück sind.

Die Braunkohle

Die Braunkohle ist vor etwa 1 bis 1,2 Millionen Jahren entstanden und wurde hier in der Zeit von 1804 bis 1991 abgebaut.

Die Kohlelager waren durchschnittlich neun Meter mächtig und eher von minderer Qualität. Gefördert wurde eine undefinierbare Masse schwarzer Erde, die erst nach mehreren Reinigungs- und Trocknungsgängen zum Brennmaterial Braunkohle wurde. Gefördert wurde im Winter, im Sommer wurde aus der Masse nach Entfernen der holzigen Bestandteile und der Zugabe von Wasser ein Kohlenbrei angerührt, dem Sonne und Luft das Wasser entzogen. Aus dem festen Kuchen wurden Formklötze abgestochen, die den Haushalten und im Gewerbe in der Region als preiswertes Brennmaterial dienten.

In den fast 200 Jahren Bergbaugeschichte wurden zwischen Weckesheim, Wölfersheim und Hungen-Inheiden rund 70 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. 

Das Bingenheimer Ried

1985 wurde das Bingenheimer Ried als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Seit Anfang der 90er Jahre werden die Gräben vom Winter bis in den Frühsommer aufgestaut, so dass große Flachwasserzonen entstehen, die es in dieser Ausdehnung in keinem anderen Ort im Auenverbund gibt.

Die wechselnden Wasserstände prägen das Gebiet und begründen die hohe Artenvielfalt. Anfang der 90er Jahre fand hier nach langer Zeit die erste Brut des Weißstorchs in der Wetterau statt. Kiebitz und Bekassine, Spießente sind hier zu beobachten.

Das pralle Leben findet hier während der Reisen der Zugvögel nach Norden im Frühjahr und nach Süden im Herbst statt. Hier rasten Kraniche, Kampfläufer und andere Arten. Daneben bilden Weidengebüsche, Gräben und Flutzonen mit Schilfröhrig, Seggenrieden und Hochstaudenfluren ein vielfältiges Mosaik. 

Weglänge

12,8 Kilometer.
Unwesentliche Steigungen

Anfahrt

Anfahrt über Friedberg Dorheim in Richtung Reichelsheim

ÖPNV

Bahnstrecke Friedberg – Nidda (Horlofftalbahn). Die Züge verkehren regelmäßig, am Wochenende eingeschränkt.

Parken und Startpunkt

Bahnhof Reichelsheim-Weckesheim