Seit 20 Jahren „Reisen zu Fuß“ – Bonifatius-Route feiert Jubiläum
Von der Hektik des Alltags entschleunigen und nachhaltig unterwegs sein: Als die Bonifatius-Route 2004 unter Beteiligung des Wetteraukreises als Gründungsmitglied eingeweiht wurde, waren das noch keine prägenden Begriffe. 20 Jahre später hat das „Reisen zu Fuß“ Kultstatus erreicht. Und der rund 180 Kilometer lange Pilger- und Wanderweg von Mainz nach Fulda ist beliebtes Ziel von Touristen und Gläubigen. Am 5. Mai (Sonntag) wird das Jubiläumsjahr gemeinsam mit Landrat Jan Weckler mit einem Festakt im Altenstädter Kloster Engelthal eröffnet.
Seit ihrer Einweihung vor 20 Jahren hat sich die Bonifatius-Route zu einem weit über Hessen hinaus bekannten Pilger- und Wanderweg entwickelt. Die Route ist landschaftlich vielfältig: Wanderer kommen durch die Felder der Wetterau, die Weinberge des Rheingaus, über die Höhen des Vogelsbergs und durchs Fuldaer Land. Auf dem Weg befinden sich zahlreiche Sakralbauten wie die Benediktinerinnen-Abtei Kloster Engelthal in Altenstadt, aber auch weltliche Sehenswürdigkeiten wie das jahrhundertealte Schlossgut in Schöneck-Büdesheim oder die Teufelsmühle in Ilbeshausen-Hochwaldhausen.
Vor allem aber erwartet die „Reisenden zu Fuß“ eine ausgeprägte Gastfreundschaft: Dutzende roter Punkte markieren auf den Etappen-Karten, die auf der Homepage des Vereins zu finden sind, die Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten längs des Weges. Vor Ort bedeutet den Pilgern das charakteristische Logo der Bonifatius-Route, ein rot-weißes Quadrat mit schwarzem Pilgerstab: „Hier sind Sie willkommen.“
Wichtiger Bestandteil des touristischen Angebots
Landrat Jan Weckler freut sich über den großen Zuspruch, den die Bonifatius-Route seit ihrer Eröffnung erfährt: „Rund 50 Kilometer dieses Pilgerwegs führen durch die Wetterau. Er ist ein wichtiger Mosaikstein des touristischen Angebots in unserer Region. So können wir den Wanderinnen und Wanderern nicht nur die schöne Natur, sondern auch ein echtes Stück Wetterauer Lebensart zeigen.“ Das Pilgern und Wandern sei in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem Bedürfnis der Menschen in einer komplexen, schnelllebigen und globalisierten Welt geworden, so der Landrat: „Sie suchen die Stille in der Natur, die ihnen im hektischen Alltag oft fehlt.“
Auch der Vorstand des Vereins „Bonifatius-Route e.V.“, vertreten durch die Vorsitzende Dr. Vera Rupp, betont, dass das Bedürfnis beim Pilgern oder Wandern eine Auszeit, Abstand vom Alltag, Stille, Spiritualität und Naturerlebnisse zu finden, ungebrochen ist. Gerade in den Jahren der Corona-Pandemie habe es einen regelrechten Ansturm auf die Bonifatius-Route gegeben. Seit der Gründung des Vereins vor 20 Jahren wird die Route von einem breit aufgestellten Vorstandsteam und der Geschäftsstelle in Schotten betreut. Zudem kümmern sich vor Ort mehrere Streckenbeauftragte darum, dass die Route immer gut ausgeschildert ist.
Jubiläumsfestakt im Kloster Engelthal
Zum Auftakt des Jubiläumsjahres lädt der Verein am 5. Mai (Sonntag) zu einem Konzert mit dem Titel „Eine musikalische Pilgerreise durch zwölf Jahrhunderte“ ins Kloster Engelthal bei Altenstadt ein. Zwölf Sängerinnen und Sänger werden a capella Pilgergesänge vortragen. Zudem werden historische Musikinstrumente erklingen. Die Leitung hat Kurt Racky, der wie die Sopranistin Katharina Jost auch als Solist zu hören sein wird. Zur Begrüßung sprechen Äbtissin Elisabeth Kralemann, Landrat Jan Weckler und Dr. Vera Rupp, Vorsitzende des Vereins Bonifatius-Route. Nach dem Konzert lädt der Verein zu einem Umtrunk ein. Beginn der Veranstaltung ist 18 Uhr, der Eintritt ist frei.
Zwischen Mai und September finden aus Anlass des Jubiläums mehrere geführte Tageswanderungen statt. Termine sind auf der Homepage des Vereins zu finden. Wer sich alleine oder unabhängig mit einer Gruppe auf den Weg machen möchte, erhält die nötigen Informationen zur Planung seiner Tour ebenfalls auf der Homepage des Vereins. Über dessen Geschäftsstelle können auch drei verschiedene Wanderpakete mit Infomaterial bestellt werden. Die kostenlose Wanderkarte ist auch in der Reihe „Rhein-Main-Vergnügen“ des Rhein-Main-Verkehrsverbundes erhältlich und steht seit einiger Zeit zudem digital zur Verfügung.
Leben und Werk des Heiligen Bonifatius
Der spätere Missionar und Bischof Bonifatius wird 673 als Wynfreth Um im angelsächsischen Crediton/Wessex im Südwesten Englands geboren. Im Jahr 719 nimmt Bonifatius als Benediktinermönch seine missionarische Tätigkeit in den Gebieten östlich des Rheins von Bayern bis Nordhessen auf. Er gründet Bistümer, Klöster und Mönchszellen, unter anderem in Amöneburg, Fritzlar, Erfurt, Fulda und Würzburg. Das Fällen der heidnischen Donar-Eiche bei Fritzlar im Jahr 723 machte ihn legendär. Von 732 bis 744 reformiert er die fränkische Landeskirche, was als Hauptwerk seines Schaffens angesehen wird. 754 wird Bonifatius bei der Missionierung der Friesen von Straßenräubern erschlagen. „Seine Bistumsordnung ist bis heute im Kern gültig, seine Klostergründungen waren von außerordentlicher, nachhaltiger Wirkung“, schreibt Professor Egon Wamers im Beitrag „Bonifatius in Germanien“ in der Broschüre des Vereins Bonifatius-Route „Auf Spurensuche von Mainz nach Fulda“. Der Leichnam des sogenannten „Apostels der Deutschen“ wurde 754 von einem großen Trauerzug von Mainz bis zu seiner letzten Ruhestätte in Fulda begleitet. Die Bonifatius-Route markiert diesen Weg.