Wanderung zu drei Kirchen

Zur sechsten Auflage von Kunst in Kirchen in der Wetterau gibt es erstmals ein „touristisches“ Programm. Dazu gehören drei Radtouren, eine Wanderung und eine Städtetour.

Die Wanderung führt zu drei beteiligten Kirchen: der Katholischen Christkönigskirche, der Evangelischen Marienkirche am Schloss und der Evangelischen Kirche St. Laurentius in Ortenberg-Usenborn.

Unsere Wanderung starten wir an der Katholischen Christkönigskirche, Neuer Weg, in Ortenberg. Wir folgen dem Neuen Weg bis zur Bundesstraße und wenden uns am Carl-Fries-Platz nach rechts in die Philipp-Glenz-Straße, gehen rechts über die Alte Marktstraße, die in die Kasinostraße übergeht. Über die Schlossstraße kommen wir schließlich zum Schlossplatz und stehen vor der Evangelischen Marienkirche (1).

Ortenberg wird erstmals im 13. Jahrhundert als Stadt bezeichnet. Aus dieser Zeit stammt auch die Stadtumwallung, die wir später durch das Obertor passieren (Infos zur Marienkirche siehe Kasten). Hoch über der malerischen Altstadt liegt das Ortenberger Schloss, das in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Burg erbaut und mehrfach umgebaut wurde. Es ist heute im Besitz der Fürstenfamilie Stolberg-Wernigerode.

Zahlreiche Firmenschilder deuten auf eine rege Geschäftstätigkeit gin, die leider der Vergangenheit angehört. Viele Geschäfte haben in der Altstadt geschlossen.

Nach Besichtigung der Marienkirche wandern wir durch das Obertor, aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Wir laufen jetzt ein kleines Stück entlang der Landesstraße, biegen am Friedhof rechts in die Straße „An der Sandkaute“, die wir nach wenigen Metern wieder nach links abgehend verlassen.

Wir steigen jetzt hinab in das Niddertal und stoßen nach 500 Metern auf den Vulkanradweg, der vom Vogelsberg bis nach Altenstadt und weiter an den Main führt. Linker Hand sehen wir jetzt am Berg den Ortenberger Stadtteil Eckartsborn, gegliedert in das Ober-, Mittel- und Unterdorf.

Wir bleiben auf dem Vulkanradweg bis zum Sportplatz Eckartsborn (2). Hier biegt der beliebte Radweg nach links ab, wir aber wenden uns nach rechts und gehen den asphaltierten Weg bergauf. Wir wandern im Schatten der Laubbäume, in die sich immer mal wieder hohe Nadelbäume mischen. Rechts neben uns hat sich das Bächlein einen tiefen Graben geschaffen, ein Zeichen dafür, welche Kraft das Wasser zu manchen Zeiten hat.

Gut anderthalb Kilometer folgen wir diesem Weg. Rechts neben uns hören wir gelegentlich die Kreisstraße, die ebenfalls nach Usenborn führt. Wir stoßen auf einen Radwegweiser und den blauen Balken des VHC, dem wir nach links folgen (3).

Nach 300 Metern kommt von rechts ein weiterer Weg. Dem folgen wir in einer Spitzkehre (4) und stoßen nach wenigen Metern auf die Kreisstraße, wo wir abermals in einer ebenso scharfen Linkskurve abbiegen und wandern jetzt weiter auf dem bequemen Weg. Bald kommt rechts von uns ein ehemaliger Steinbruch, der hinter den Bäumen nur zu erahnen ist (5). Die Forststraße wird immer schmaler in dem immer lichter werdenden Wald.

Nach gut anderthalb Kilometern stoßen wir auf eine T-Kreuzung (6) und einen Hochsitz und wenden uns hier nach rechts. Nach 300 Metern verlassen wir den Wald und gehen jetzt zwischen Feldern auf Usenborn zu, das sich lange in seiner Talmulde versteckt.

Der Kirchturm der Evangelischen Kirche in Usenborn kommt uns als Erstes in den Blick, linker Hand der Friedhof, rechts der Zugang zur Kirche, die wir abschließend besuchen.

Die Projektgruppe Kunst in Kirchen lädt zu der Wanderung von Ortenberg nach Usenborn für Sonntag, 25. August 2019 herzlich ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Katholischen Christkönigskirche in Ortenberg, Neuer Weg. Parkmöglichkeiten gibt es am Marktplatz. Von dort aus sind es noch einmal 250 Meter zur Kirche. Für die Mitwanderer, die den gleichen Weg nicht zu Fuß zurücklegen wollen, wird ein Rücktransport mit Kleinbussen organisiert.

Infos zu den Kirchen

  • Zur modernen Katholischen Christkönigskirche, Neuer Weg, in Ortenberg, ist nur wenig zu schreiben. Sie wurde nach dem Krieg für die vielen Flüchtlinge katholischen Glaubens in Ortenberg errichtet.

    Daniela Orben hat ihr umfassendes Gesamtkunstwerk eigens für diese Kirche aus den 60er Jahren konzipiert. Ihr aus sieben Leinwänden bestehender irdischer Paradiesgarten ist in Farben und Form durch die Streuobst-, Auen- und Wiesenlandschaft der Wetterau inspiriert. Ein abgestorbener Apfelbaum dient als Metapher für den „Baum der Erkenntnis“. Zugleich bringt er Vielfalt, Farbigkeit und Schönheit der Natur, die im Garten Eden vereint ist, unmittelbar in die Christkönigkirche.
  • Die Evangelische Marienkirche in Ortenberg thront auf dem Schlossplatz hoch über der Altstadt von Ortenberg. Die dreischiffige Hallenkirche steht auf einer romanischen Vorgängerkirche aus dem 12. Jahrhundert. Teile davon sind noch in der Westwand und der nördlichen Chorwand erhalten. Im 15. Jahrhundert erhielt die Kirche dann ihr endgültiges Aussehen mit dem Umbau des Langhauses zu einer dreischiffigen Halle von Nord nach Süd.

    Im Gewölbe der Kirche fallen die spätgotischen Rankenmalereien auf. Bedeutendstes Bauwerk ist der Ortenberger Altar von einem unbekannten Meister aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Das Original steht heute im Landesmuseum in Darmstadt. Was wir hier vor Ort in der Kirche sehen, ist eine gute Kopie.

    Der in der Ukraine geborene Künstler Aljoscha hat die Marienkirche künstlerisch ausgestaltet. Er setzt das Thema Eden mit scheinbar schwerelos im Raum schwebenden Installationen um, aneinandergereihte Skulpturen in transluzent leuchtenden Farben.
  • Die Evangelische Sankt Laurentiuskirche im Ortenberger Stadtteil Usenborn kann wahrscheinlich auf die längste Geschichte zurückblicken. Wahrscheinlich wurde sie um das Jahr 1000 gebaut. Den Namen erhielt sie von dem heiligen Laurentius, an dessen Namenstag (10. August) im Jahre 955 der spätere Kaiser Otto I. die Ungarn auf dem Lechfeld schlug. In der Folgezeit wurden viele Kirchen dem heiligen Laurentius geweiht.

    Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche ist auf das frühe 15. Jahrhundert datiert. Im Jahre 1540 nahm das Haus Stolberg die Lutherische Lehre an, was für die Bevölkerung in Usenborn den Wechsel von der katholischen zur evangelischen Konfession bedeutete, denn die Landesherrschaft bestimmte über den Glauben der Untertanen.

    Die Kirche wurde in den letzten Jahrhunderten immer wieder renoviert. Leider sind bei der Kirchenrestaurierung in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die alten Malereien im Chor freigelegt und dabei weitgehend zerstört worden.

    Die Friedberger Künstlerin Christine Wigge stellt ihre Kunst in Usenborn aus und lässt leere, aus glasiertem und lackiertem MDF hergestellte Formen schweben wie Gedankenräume, die dazu einladen sollen, sich darunter zu setzen, um diese Formen mit eigenen Gedanken zu füllen. Auf Kreisen sind die Namen von ausgestorbenen oder vom Aussterben bedrohten Insektenarten aufgeführt, womit die Frage aufgegriffen wird, ob uns Eden erneut abhandenkommt.

Länge

7 Kilometer

Höhenmeter

220

reine Fahrtzeit

knapp 2 Stunden

Startpunkt

Katholische Christkönigskirche, Ortenberg, Neuer Weg