Natur und Kultur - Die Wetterau komprimiert

Unsere heutige Wanderung ist kurz, aber sie hat es in sich. Vieles was die Wetterau zu bieten hat, werden wir heute auf dieser kleinen Wanderung sehen. Wir sehen Naturschutzgebiete, denkmalgeschützte Anlagen und eine einzigartige Kirche. Die Wanderung verlangt keine große Kondition und ist auch mit Kindern gut zu bewältigen.

Naturschutz wird in der Wetterau schon seit langem großgeschrieben. Ein besonderes Leuchtturmprojekt ist das großräumige Schutzgebietsystem des Auenverbundes Wetterau. Dazu gehört eine ganze Reihe von Naturschutzgebieten. Besonders wertvoll sind die Feuchtwiesen, Seggenrieder, Röhrichte und die offenen Wasserflächen, die Weißstorch, Tüpfelsumpfhuhn, Laubfrosch und vielen Zugvögeln ein wichtiges Rückzugsgebiet bieten.

Ausgesprochen schön auf unserer heutigen Wanderung ist die auf einer Länge von gut einem Kilometer renaturierte Nidder mit Stillgewässern, die insbesondere Rastvögeln als Ruhe- und Nahrungszone dient. Eine ganz besondere Attraktion sind die urigen Heckrinder und Konikpferde, die in den Nidderauen von Stockheim eine neue Heimat gefunden haben. Es sind Abbildzüchtungen von Auerochsen und Wildpferden. Sie sollen aber nicht nur für Wanderer ein schönes Fotomotiv bilden, sie sorgen für die Offenhaltung der Aue und die Erhaltung des Lebensraumes von Storch, Kiebitz und Bekassine.

Unsere Wanderung beginnen wir am Bahnhof von Stockheim, wo wir auch unser Auto parken können. An der Bahnschranke überschreiten wir die Gleise und nehmen die erste Straße nach links. Dabei folgen wir der Radwegweisung in Richtung Konradsdorf. Gleich zu Beginn sehen wir auf der rechten Seite eine kleine Kirche. Das Gebäude bietet einen herrlichen Innenraum in Art déco der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Es ist die einzige Kirche dieser Art in der ganzen Region und unbedingt eine Besichtigung wert. Erfreulich dabei ist, dass, wie bei allen katholischen Kirchen, die Türen tagsüber offen stehen (1).

Nach einer kurzen Besichtigung wandern wir oberhalb des Bahnhofs auf der Dünstbergstraße in Richtung Vulkanradweg. Wir benutzen hier eine stillgelegte Bahnstrecke, die vor einigen Jahren zu einem der schönsten Radwege Deutschlands ausgebaut wurde.

Nach gut einem Kilometer kommen wir an das erste der drei Naturschutzgebiete, die wir heute sehen. Es ist auch gleich ein besonderer Höhepunkt, denn das Naturschutzgebiet „Nidderauen von Stockheim“ beherbergt seit kurzem Auerochsenrückzüchtungen und Konikpferde. Die Auerochsen, Vorfahren unserer heutigen Milchkühe, fallen durch ihre mächtigen Hörner auf. An einem Aussichtspunkt lässt es sich trefflich rasten und die Tiere beobachten (2).

Am Ende des umzäunten Naturschutzgebiets wenden wir uns an einer Kreuzung nach links (3). Nach wenigen Metern stoßen wir auf die Nidder, der man hier mit der Renaturierung Platz eingeräumt hat, sich zu entfalten. Das Gewässer dankt es mit Artenvielfalt und Schönheit.

Über ein neu erbautes Brückchen gehen wir in Richtung Effolderbach, der schlanke Kirchturm weist uns den Weg. Rechter Hand sehen wir das zweite Naturschutzgebiet auf unserer heutigen Wanderung, die „Auwiesen von Effolderbach“. Die Feuchtgebiete zwischen Stockheim und Effolderbach bieten dem Weißstorch eine gute Nahrungsgrundlage. Immer mehr Storchenpaare nutzen die künstlich errichteten Horste. Wenn man hier im Frühling wandert, kann man nachempfinden, warum dieser stolze Vogel auch Klapperstorch heißt. Die mit den Schnäbeln gemachten Geräusche sind weithin zu hören.

In Effolderbach folgen wir der Hauptstraße für rund 200 Meter nach links und gehen dann, wenn die Kreisstraße nach links abknickt, einfach geradeaus (4). Dabei folgen wir dem Radwegeschild „Hof Leustadt“. An der Weggabelung halten wir uns links und folgen dem von Obstbäumen gesäumten Weg.

Hofgut Leustadt (5), einst Burg und Dorf, befand sich Anfang des 15. Jahrhunderts im Besitz der Herren von Wolfskehlen, die 200 Jahre später ausstarben. Anfang des 18. Jahrhunderts ging Leustadt in den Besitz von Ysenburg-Büdingen über. Mitte des 18. Jahrhunderts beherbergte die ehemalige Wasserburg eine kleine Herrnhuter Gemeinde. Der Hof wurde von der auch dafür vielfach ausgezeichneten Gisela Spruck hervorragend restauriert. Das Gelände befindet sich in Privatbesitz und steht damit nicht zur Besichtigung zur Verfügung, ein Blick durch das mächtige Tor ist aber erlaubt.

Wir stoßen bei Leustadt auf die Landesstraße, der wir für 200 Meter nach links folgen. An der Nidderbrücke wenden wir uns nach rechts in Richtung Kläranlage. Hier müssen wir uns vor allem während der Brutzeit auf dem gepflasterten Weg halten. Die hier brütenden Vögel reagieren sehr empfindlich auf Störungen. Wir gelangen an die Kläranlage (6), die wir, nachdem wir einen kleinen Steg überquert haben, umrunden.

Hinter der Kläranlage stoßen wir auf den Bleichenbach, dem wir entgegen der Fließrichtung folgen. Die Abzweigung an der Bleichenbachbrücke nehmen wir nach links (7) und sind wieder auf dem Vulkanradweg. Dieser führt uns in Stockheim direkt an die Eisenbahn zum Bahnhof und an unser Fahrzeug.

Nach unserer kurzen Wanderung bietet sich als Abrundung noch ein Besuch des Modellbahnhofes in Stockheim oder ein Besuch des Glaubergs mit dem Museum und dem berühmten Keltenfürsten an.

Länge

7 Kilometer

Höhenmeter

60

reine Gehzeit

anderthalb Stunden

Streckenqualität

Asphalt- und Feldwege, wenig Schatten

Anfahrt

über die B 521 Altenstadt – Büdingen oder die B 275 Ranstadt - Ortenberg

Parkplatz

Bahnhof Stockheim

Startpunkt

Am Bahnhof von Stockheim

ÖPNV

Stockheim ist Kreuzungsbahnhof und verfügt über regelmäßige Verbindungen von und nach Frankfurt über Bad Vilbel sowie nach Büdingen und Gießen