Barrierefrei zur Vogelbeobachtung

Unsere heutige Wanderung führt uns in eines der ältesten und schönsten Naturschutzgebiete der Wetterau, ins "Mähried bei Staden". Vor kurzem hat das zuständige Forstamt eine barrierefreie Beobachtungsstation errichtet, die einen phantastischen Blick auf Wasser- und Watvögel ermöglicht.

Wir starten am Bürgerhaus in Florstadt-Staden und wandern durch den historischen Park, der im 18. Jahrhundert angelegt, Ende des 19. Jahrhunderts saniert und erweitert wurde, und seit Anfang des 20. Jahrhunderts in einem langen Dornröschenschlaf lag. Erst durch die Bemühungen des Verkehrsvereins und der Stadt Florstadt wurde er wieder so schön hergerichtet.

Einige seltene Bäume sind hier zu entdecken. Besonders hervorzuheben sind die als Naturdenkmal geschützten neun Jahrhunderte alten Stiel-Eichen, drei Platanen und fünf Maulbeerbäume, die einst zur Seidenraupenzucht gepflanzt wurden. Auf dem Weg zum Sauerbrunnen durchwandern wir eine schöne Birkenallee, die besonders im Frühjahr mit ihrem zarten Lindgrün begeistert.

Eine erste Rast legen wir am Stadener Sauerbrunnen ein (1). Die eisenhaltige Quelle hat einen hohen Anteil an Calcium und Magnesium und wird von vielen Besuchern gerne in Flaschen abgefüllt. Das Wasser des Brunnens tritt übrigens auch an mehreren Stellen des Naturschutzgebietes aus. Dort sind Pflanzengesellschaften anzutreffen, die man sonst nur von der Nordsee kennt.

Wir verlassen den Asphaltweg und folgen dem Radwegweiser in Richtung Reichelsheim und Leidhecken. Nach wenigen Metern geht der Feldweg in einen Asphaltweg über. Wir wandern jetzt entlang der letzten Ausläufer des Vogelsberges. Der erdgeschichtliche junge Vulkan, der noch vor 20 Millionen Jahren aktiv war, hat seine Ausläufer bis unter die Hügel, rechter Hand, getrieben.

Linker Hand beginnt der Naturraum der Wetterau. So sah die Wetterau an vielen Stellen noch vor hundert Jahren aus, bevor man viele dieser wertvollen Naturräume trockengelegt und zu Ackerland umgewandelt hat.

Links kommt jetzt die erste Beobachtungshütte (2) in den Blick. Hierfür sind allerdings mehrere Stufen zu erklimmen. Das Besondere an diesen neuartigen Hütten sind die schmalen Seeschlitze, die von innen einen hervorragenden Blick auf die Landschaft gestatten. Für die Tiere allerdings sind die Bewegungen der Menschen innerhalb der Hütte nicht sichtbar. Sie fühlen sich deshalb nicht gestört und lassen sich umso besser beobachten.

Im Mähried von Staden wurden nicht weniger als 21 Gewässer künstlich angelegt. In dem Naturschutzgebiet finden sich die idealen Bedingungen für Wasservögel, wie den Großen Brachvogel, den Kiebitz oder die Grauammer.

Charakteristisch für dieses Tal sind die wechselfeuchten Wiesengesellschaften, die sich im Juli in ein Meer aus braunen Blütenständen des Großen Wiesenknopfes, durchmischt von Sumpfschafgarbe, Wiesenflockenblume oder Wirtgen-Labkraut verwandeln. An mageren Stellen blüht die Pracht-Nelke, die Blume im Logo dieses Naturschutzgebietes. Die Pracht-Nelke hat hier ihr größtes Verbreitungsgebiet in ganz Hessen.

Knapp zweieinhalb Kilometer nach unserem Start wenden wir uns kurz vor einem Pappelwäldchen an einer Rechtskurve nach links (3) auf einen geschotterten Weg, der leicht bergan führt. Hinter der Anhöhe verbirgt sich der Geheimtipp aller Wetterauer Beobachtungshütten (4).

Mit Blick auf den Reichelsheimer Flugplatz sehen wir ein rund ein Hektar großes Gewässer. Im Frühjahr sieht man hier die ganze Palette der rastenden Wasser- und Watvögel. Auch eine Kiebitz-Kolonie kann man hier beobachten.

Auf der rechten Seite gibt ein schmales Fenster den Blick frei auf ein nahegelegenes Storchennest. Das Jahr 2015 war das erfolgreichste Storchenjahr in der Wetterau seit mehr als 100 Jahren: 55 Paare haben 133 Junge großgezogen. „Damit werden wir vermutlich im kommenden Jahr die Höchstzahl von 56 Brutpaaren aus dem Jahre 1904 überschreiten“, freut sich Ralf Eichelmann, Storchenfachmann der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung.

Der Beobachtungsposten lädt uns zu einer längeren Rast und zu einer ausführlichen Beobachtung der Vogelwelt ein. Wer jetzt sein Fernglas dabei hat, wird es sicher nicht bedauern.

Auf dem Weg zurück lassen wir den Blick auf die weiten Wiesen gleiten und erfreuen uns an der magentafarbenen Karthäuser-Nelke, dem gelben Odermennig oder dem ebenfalls gelb blühenden Echten Leinkraut, das dem Gartenliebhaber als kultiviertes Löwenmäulchen bekannt ist.

Länge

5 Kilometer 

Reine Gehzeit

Gut eineinhalb Stunden, überwiegend asphaltierter Weg mit einigen geschotterten Abschnitten, weitgehend ebene Strecke.

Startpunkt

Am Parkplatz am Schloss Staden, Bürgerhaus Florstadt-Staden Mockstädter Straße.

Anfahrt

Über die Bundesstraße 275

ÖPNV

Von Friedberg aus mit der Buslinie 01, Fahrtzeit 25 Minuten