Mittelalterliche Wetterau

Die Wetterau ist eine uralte Kulturlandschaft. Kelten und Römer haben hier gesiedelt. Im Mittelalter war die Wetterau durchzogen von wichtigen Handelsstraßen. Unsere heutige Radtour führt zu besonders schönen Relikten des Mittelalters. In Nieder Weisel bestaunen wir die Komturkirche und die ev Pfarrkirche in Münzenberg strahlt die staufische Burg weit über die Wetterau hinaus.

Wir beginnen unsere Radtour am Marktplatz von Nieder-Weisel, im Schatten der evangelischen Kirche, deren Turm vermutlich aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammt. Das heutige Kirchenschiff entstand zwischen dem 16. und frühen 17. Jahrhundert. Die Innenausstattung entstammt ebenfalls aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Wir fahren jetzt ein kleines Stück in Richtung Ostheim und nehmen schon die nächste Straße nach rechts, „An der Komturkirche“. Die Komturkirche ist dann auch unser nächstes Ziel. Sie wurde Ende des 12. Jahrhunderts als romanischer Bau des Johanniterordens errichtet. 1809 wurde der Johanniterorden im Rahmen der Säkularisierung vom preußischen Staat enteignet. Die Kirche und das dazugehörige Gut wurden von einem Freiherrn von Wiesenhütten gekauft mit erheblichen Auswirkungen auf das Dorf Nieder-Weisel. Während vorher die Bauern die Güter des Ordens als Pächter bewirtschafteten, tat dies nun der Freiherr selbst. In der Folge führte das zu einer großen Auswanderungswelle, die Einwohnerzahl von Nieder-Weisel sank von 2.300 (im Jahre 1849) auf ca. 1.350 (50 Jahre später). Eine Gedenktafel vor der evangelischen Kirche schildert die Schicksale hunderter Nieder-Weiseler Bauern, die die gefährliche Reise mit Segelschiffen zu den Goldfeldern nach Australien antraten.

Auf dem Radweg R6 fahren wir jetzt zurück, vorbei am Marktplatz in Richtung Rockenberg. Am Kreisel nehmen wir die zweite Ausfahrt.

Wenn wir mit der Bahn anreisen, startet unsere Radtour am Bahnhof in Butzbach. Über den Bahnhofsvorplatz kommen wir auf die Weiseler Straße und schließlich auf den Radweg entlang der Bundesstraße 3, der genau zu diesem Kreisel führt; hier nehmen wir die dritte Ausfahrt in Richtung Rockenberg.

Den Besuch der Komturkirche und der evangelischen Kirche sparen wir uns für den Schluss auf.

Wir überqueren die Autobahn A5 und rollen rund drei Kilometer in Richtung Rockenberg hinab (1). Dabei folgen wir immer dem Hessischen Fernradweg R6. Vorbei am Rathaus folgen wir dem gut ausgeschilderten Weg durch das Neubaugebiet und sind alsbald wieder auf Feldwegen mit Blick auf die Burg Münzenberg. Dieser Streckenabschnitt ist sicherlich ein Höhepunkt unserer heutigen Mittelaltertour (2).

Auf halbem Weg zwischen Rockenberg und Münzenberg genießen wir noch den Blick auf ein wunderschönes Rosenfeld. An der Kirche folgen wir noch dem Radwegweiser R6 nach rechts, verlassen jedoch bald den Hessischen Fernradweg, der jetzt nach links abknickt. Wir aber fahren nach rechts auf dem Burgweg in Richtung Süden weiter.

Die Burg Münzenberg oder das Wetterauer Tintenfass, wie es die Wetterauer liebevoll nennen, wurde Mitte des 12. Jahrhunderts auf einem Basaltkegel errichtet. Sie ist eine der bedeutsamsten aus dem Hochmittelalter stammenden Burganlagen Deutschlands. Sie wurde von Reichsministerialen des staufischen Kaisers Friedrich Barbarossa um 1160 bis 1170 errichtet und im 13. Jahrhundert erweitert. Obwohl die Burg im 30-jährigen Krieg zerstört wurde, ist ihre Ruine bis heute äußerst authentisch erhalten. Mit ihren zwei charakteristischen Türmen bildet sie eine wichtige Landmarke in der Wetterau.  

Eine Besichtigung der Burg lohnt unbedingt!
Öffnungszeiten:

  • Juli und August, täglich, von 10 bis 19 Uhr,
  • Mai bis September, dienstags bis sonntags,
    von 10 bis 19 Uhr
  • März, April und Oktober, von 10 bis 16 Uhr,
  • November, nur samstags und sonntags,
    von 10 bis 16 Uhr,
  • in den Monaten Dezember, Januar und Februar
    ist Winterpause und die Burg geschlossen.

Eintrittspreis: 3,50 Euro pro Person

Familienkarte: 8,00 Euro

Wir fahren auf dem Radweg R6 direkt unterhalb der Burg und klettern bis zum Eingang hinauf. Genau so kräftig geht es dann wieder bergab, wo wir direkt an der evangelischen Pfarrkirche auf die Eichergasse stoßen.  

Die Kirche geht wahrscheinlich auf einen romanischen Bau aus der Gründungszeit der Stadt zurück. Mitte des 13. Jahrhunderts bedingte das Wachstum der Stadt die Verselbständigung der Pfarrei von der Traiser Mutterkirche. Es entstanden in der Folge der Chorturm und das südliche Seitenschiff. Nach der Reformation wurden in beiden Schiffen Emporen eingebaut. Charakteristisch für die Kirche in Münzenberg ist der gedrehte Kirchturm. Vermutlich durch Windeinwirkung oder feuchtes Bauholz hat sich der Turm so gedreht. Der Sage nach allerdings lag es daran, dass allzu viele Münzenberger Frauen im weißen Hochzeitsgewand in die Kirche einmarschierten, ohne ihre Jungfräulichkeit noch zu besitzen.

Wir stoßen schließlich auf die Landesstraße in Richtung Wohnbach (Steinberger Straße), die wir nach 300 Metern nach halbrechts wieder verlassen. Gut einen Kilometer fahren wir auf dem asphaltierten Radweg (3).

Kurz vor dem Bauernhof wenden wir uns nach links und folgen dabei dem Schild „Rhein-Main-Vergnügen“. Kurz vor der Landesstraße fahren wir nach rechts. Parallel zur Landesstraße fahren wir dann in den Wald und stoßen alsbald auf die Autobahn A 45, die uns ein kleines Stück parallel begleitet. Jetzt befinden wir uns auf einer alten Römerstraße, der wir für viereinhalb Kilometer schnurgeradeaus auf geschotterten und später asphaltierten Wegen folgen (4).

Östlich des Wölfersheimer Ortsteils Södel fahren wir nach rechts auf die Landesstraße und nach wenigen Metern wieder nach links und folgen dabei dem Radwegweiser in Richtung Steinfurth (5). Bevor wir das Wetterauer Rosendorf erreichen, passieren wir noch die Rosenschule Ruf, die in ihrem gläsernen Gewächshaus ein schönes Café eingerichtet hat (6).

Auf unserer weiteren Tour stoßen wir schließlich auf die Kreisstraße, die Bad Nauheim mit Steinfurth verbindet. Wir überqueren die Straße und fahren auf dem Radweg nach Steinfurth hinein. Radwegeschilder weisen uns sicher den Weg.

Wir passieren das Rosenmuseum, das ebenfalls einen Besuch wert ist!

Öffnungszeiten:

  • Von Mai bis Oktober, täglich, von 11 bis 18 Uhr,
  • März, April und November, täglich, von 14 bis 17 Uhr,
  • montags geschlossen,
  • Sonn- und Feiertage, von 11 bis 18 Uhr.
  • In den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar Öffnung nur nach Vereinbarung.

Weitere Informationen Öffnet externen Link in neuem Fensterhier

Am Ende des Rosendorfs fahren wir auf dem Radweg neben der Kreisstraße in Richtung Oppershofen (7). Wir folgen in dem Rockenberger Ortsteil den Radwegeweisern. Auf schmalen Pfaden fahren wir durch Gärten, überqueren die Wetter und fahren ein Stück parallel der Eisenbahnschienen, die heute nur noch für die Museumsbahn genutzt werden. Wir überqueren die Schienen nach links und folgen dem Schild „Lattwiesenweg“ (8).

Vorbei an Aussiedlerhöfen und den weiten Feldern der fruchtbaren Wetterau fahren wir jetzt in Richtung Westen. Die Brücke über die Autobahn ist der letzte anstrengende Anstieg, danach geht es nur noch bergab. Am Fußgängerüberweg überqueren wir die Bundesstraße 3 und folgen den Radwegeschildern, die uns dann direkt wieder zum Marktplatz von Nieder-Weisel führen.

Länge

29,5 Kilometer

Höhenmeter

280 Höhenmeter

reine Fahrtzeit

zwei Stunden, überwiegend asphaltierte Wege

Startpunkt

Marktplatz des Butzbacher Stadtteils Nieder-Weisel