Mit dem Fahrrad auf dem Lutherweg
Der Lutherweg ist ein ausgewiesener Pilgerweg, den man tunlichst zu Fuß begeht. Wenn wir dennoch den Versuch machen einen Teil des Weges per Rad zu fahren, sollten wir nicht nur allen Fußpilgern Vorrang gewähren, sondern auch hinnehmen, dass der Weg nicht überall optimal zu befahren ist. Einige Graswege sind zu überwinden, bei Trockenheit ist das kein Problem, nach längen Regenfällen sollte man sich einen Umweg suchen.
Wir starten unsere Radtour in Rockenberg in der Obergasse. Parken können wir entweder am Rathaus oder am Bürgerhaus.
Wir radeln in Richtung Münzenberg und verlassen die Hauptstraße mit dem Hinweisschild „Justizvollzugsanstalt“.
Im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster ist schon seit 200 Jahren eine Jugendstrafanstalt eingerichtet. Vorbei an den hohen Mauern kommen wir bald zu einem ersten Höhepunkt, dem Naturschutzgebiet „Hölle von Rockenberg“. Hier hat man erfolgreich die Europäische Sumpfschildkröte wieder angesiedelt.
Wir befinden uns hier bereits auf dem Lutherweg. Das grüne „L“ auf den relativ kleinen Aufklebern weist uns den Weg. Allerdings bekommen wir jetzt schon das erste Problem. Auf einer Tafel heißt es: „Mit Rücksicht auf die hier arbeitenden Landwirte sind die folgenden Kilometer Lutherweg nicht markiert. Allerdings findet man an Richtungswechseln Orientierungshinweise, ansonsten geht der Weg geradeaus.“
Für uns bedeutet das: Nachdem wir einen leichten Anstieg auf Asphalt hinter uns haben, stoßen wir auf eine Kreuzung und fahren für 50 Meter nach rechts und dann nach links, um den ersten Grasweg zu schaffen.
Nach 200 Metern fahren wir wieder bequem auf Beton. Wir treffen auf einen markanten Stein, der mit allerlei Wegweisern ausgestattet ist. Hier führt uns der Lutherweg wieder nach rechts auf einen Grasweg, der bei Trockenheit gut zu bewältigen ist.
Wir überqueren die Kreisstraße und fahren alsbald wieder auf Asphalt, jetzt allerdings bergauf. Vorbei an einer Reihe schöner Walnussbäume fahren wir auf den Hattsteiner Hof unterhalb der Burg Münzenberg zu.
Zur Burg steht uns ein steiler Aufstieg bevor. Wer hier die Fahrt unterbrechen möchte, sollte sich Zeit für einen Besuch der Burg Münzenberg nehmen.
Die Burg Münzenberg
Kuno I. von Münzenberg ließ die Burg ab Mitte des 12. Jahrhunderts als Teil des Staufischen Sicherungssystems in der Wetterau errichten. Aus dieser ersten Bauphase stammen der romanische Palas und Teile der inneren Ringmauern mit ihren typischen Buckelquadern.
Mit dem Übergang der Anlage an die Herren von Falkenstein und Hanau im Jahre 1255 folgten weitere Ausbauten. Um 1600, bereits vernachlässigt, wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg endgültig zur Ruine.
Münzenberg zeigt nicht nur idealtypisch die Entwicklung einer Burg vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, sondern stellt ein überragendes künstlerisches Zeugnis des staufischen Burgenbaus dar.
144 Stufen zählt man bis zur Spitze des Burgturms, dafür wird man mit einem herrlichen Blick über die nördliche Wetterau belohnt.
- Öffnungszeiten
März, April, Oktober, November von 10 bis 16 Uhr
Mai bis September von 10 bis 19 Uhr (montags geschlossen)
Juli und August täglich geöffnet
November nur samstags und sonntags geöffnet.
- Eintritt
Erwachsene 3,50 Euro
Familienkarte 8 Euro
Von der Burg zum gedrehten Kirchturm
Nach dem Aufstieg auf die Burg steht uns ein genauso steiler Abstieg bevor, der uns direkt zur Evangelischen Kirche mit ihrem eigentümlich gedrehten Kirchturm führt.
Mit dem Lutherweg fahren wir noch wenige Meter nach rechts. Am Rathaus verabschieden wir uns für kurze Zeit von dem Pilgerpfad und fahren nach links über den Marktplatz und dann den Steinweg, eine der schönsten Fachwerkstraßen der nördlichen Wetterau.
Wir überqueren die Falkensteiner Straße mit dem Radwegweiser R6 und fahren jetzt auf der Trais-Münzenberger-Straße weiter. Bald treffen wir wieder auf den Lutherweg, der uns jetzt über die Autobahnbrücke bis nach Trais-Münzenberg begleitet. An der T-Kreuzung führt der Lutherweg nach links, wir aber fahren nach rechts in die Römerstraße.
In Trais hat man die alte Tradition wieder aufgenommen, den Häusern die Namen ihrer Bewohner zu geben. Das wird uns in Variationen auch in Obbornhofen und Berstadt begegnen.
300 Meter nach Ortsausgang verlassen wir die nach links schwenkende Landesstraße und fahren geradeaus auf einem bequemen Wirtschaftsweg weiter. Nach einem knappen Kilometer kommen wir an eine Kreuzung, wo wir nach links mit dem Wegweiser nach Obbornhofen fahren.
Der Weg führt jetzt zweieinhalb Kilometer schnurgeradeaus, zunächst leicht bergan. Am höchsten Punkt bietet sich uns ein atemberaubender Blick auf den rund 30 Kilometer entfernten Hoherodskopf.
Obbornhofen erreichen wir über den Hexenweg. In steiler Fahrt geht es bergab bis zur Oberhofstraße. Dann fahren wir links, überqueren die Landesstraße und fahren auf der Vogelsbergstraße dorfauswärts. Am Ortsende verlassen wir die Kreisstraße auf den nach rechts abknickenden Landwirtschaftsweg. Jetzt heißt es: „Immer nur geradeaus fahren!“ Nach zwei Kilometern erreichen wir eine T-Kreuzung. Wir fahren nach rechts, vorbei am Sportplatz und sind im Wölfersheimer Ortsteil Berstadt.
„De Luther soll schwätze…“
Wir sind jetzt wieder auf dem Lutherweg und hier an einem ganz markanten Punkt. In der Oberpforte steht eine Informationstafel, die an einen Apriltag im Jahre 1521 erinnert.
Luther war auf dem Weg zum Reichstag in Worms, wo er seine Bücher vor dem Kaiser, den deutschen Fürsten und Bischöfen verteidigen sollte.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von der Ankunft Martin Luthers in Berstadt. Das war ein großes Gedränge in der Obergasse. Jeder wollte den berühmten Mann sehen. Vor der Dorfschenke hielt der Wagen mit dem Reformator.
Rufe wurden laut, man wollte Luther predigen hören. Die Leute schrien: „De Luther soll schwätze, ider kimmt e nait vo hai fort!“
So blieb Luther nichts anderes übrig, von der Treppe des Gasthauses aus hielt er eine kurze Predigt. In die Kirche durfte er nicht, weil Papst Leo X. ihn gebannt hatte. Die Berstädter aber jubelten Luther zu, als er seinen Wagen wieder bestieg.
Wir stellen das Fahrrad kurz ab und besuchen noch die Berstädter Kirche, die Mitte des 13. Jahrhunderts erstmalig erwähnt wurde. Der prächtige Turmhelm, weithin sichtbar, kam aber erst im 17. Jahrhundert hinzu.
Von Berstadt nach Geisenheim
Der Lutherweg ist jetzt gut ausgeschildert. Über die Untergasse und die Waschgasse verlassen wir Berstadt, überqueren auf einer Brücke die Bundesstraße und stoßen auf die Autobahn A 45, begleiten die Fernstraße für 500 Meter, um sie dann nach links auf der Brücke zu überqueren.
Knapp 800 Meter fahren wir so, dann geht es halblinks und nach weiteren 300 Metern nach rechts auf einen Wiesenweg, an dessen Ende wir die Kreisstraße überqueren. Danach wird es wieder leichter, nicht nur, weil wir wieder auf Asphalt fahren, sondern auch, weil die Beschilderung uns wieder bei der Orientierung unterstützt.
Gut einen Kilometer nach Überquerung der Kreisstraße fahren wir geradeaus, stoßen auf einen T-Weg und fahren mit den Schildern nach rechts. Bevor wir Geisenheim erreichen, fahren wir links und trennen uns abermals vom Lutherweg, der jetzt über schwierig zu radelnde Pfade führt. Wir fahren westlich des Sees, bis vor uns die große Solaranlage auftaucht. Wir fahren rechts und erreichen über den Heyenheimer Weg Wölfersheim.
Geradeaus über den Kreisel fahren wir noch bis zum Rathaus und machen jetzt einen kleinen Umweg. Der Lutherweg führt halblinks, wir aber fahren nach rechts, passieren den weißen Turm - Teil der Wölfersheimer Stadtbefestigung - und fahren 300 Meter, bis wir auf die Kirchgasse stoßen. Hier fahren wir links und können nach wenigen Metern eine der größten Saalkirchen Hessens bestaunen. Die imposante Evangelische Kirche wirkt von ihrer Fassade her fast wie ein Schloss.
Vorbei an der alten Schule fahren wir im großen Bogen zurück, passieren noch einen weiteren Turm der Stadtbefestigung und stoßen wieder auf das Rathaus, wo wir halbrechts in die Hauptstraße fahren.
Vorbei an einer weiteren Kirche stoßen wir schließlich auf die Melbacher Straße, wo wir uns nach rechts wenden. Den Lutherweg verlassen wir hier, er führt geradeaus.
Wir fahren jetzt für gut einen Kilometer auf der mäßig befahrenen Kreisstraße in Richtung Oppershofen. Kurz nach dem Bauernhof auf der rechten Seite folgen wir der Radwegweisung nach links in Richtung Steinfurth.
Nach etwa zwei Kilometern erreichen wir den ersten Rosenbauern. Ab hier beginnt der für Ästheten schönste Teil der Radtour. An der Kreisstraße folgen wir der Radwegweisung nach rechts und stoßen mit der Straße „Zum Sauerbrunnen“ auf die Landesstraße.
Hier fahren wir rechts und folgen der Radwegweisung des „Rhein-Main-Vergnügens Route 2“. Vorbei am Rosenmuseum, das unbedingt einen Besuch wert ist, fahren wir über die Alte Schulstraße wieder auf die Landesstraße und stoßen auf einen begleitenden Radweg, der uns sicher nach Oppershofen führt.
Der Radweg führt uns südwestlich von Oppershofen. Zweimal überqueren wir die Wetter, die zweite Brücke ist mit einer Heiligenskulptur aus dem 18. Jahrhundert geschmückt. Die Inschrift lautet: „JOHANNES V- NEPOMUK BITT VOR UNS 1779“
An der Hauptstraße fahren wir links und kommen alsbald wieder auf einen begleitenden Radweg, der uns nach Rockenberg und schließlich zu unserem Ausgangspunkt zurückführt.
Länge | 34 Kilometer |
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Höhenmeter | 300 |
reine Fahrtzeit | zweieinhalb Stunden |
Startpunkt | Rockenberg, in der Obergasse |
Parkmöglichkeiten | Am Rathaus oder am Bürgerhaus |