Das Wetterau-Museum ist eine Zeitreise wert

Ein Museum der Stadt Friedberg und der westlichen Kernlandschaft des Wetteraukreises: Das ist das Wetterau-Museum in Friedberg. 120 Jahre alt und entstanden aus einer eifrigen Sammlertätigkeit birgt es so manches Glanzstück, das als Leihgabe seinen Weg in große Landesausstellungen findet. Johannes Kögler, Kunsthistoriker und Leiter des Museums, schöpft bei der Führung aus seinem großen Wissensschatz.                              

Zum Beispiel, dass dort wo heute das Gebäude A der Kreisverwaltung steht früher die Leonhardkirche war und auf dem Goetheplatz ein Friedhof. Oder dass der Rote Turm in unmittelbarer Nähe zum Alten Hallenbad der einzig verbliebene Rest der einstigen Stadtmauer rund um Friedberg ist. Aber das nur am Rande. 

An der Wiege des Wetterau-Museums steht der Friedberger Geschichtsverein. Von ihm wurden die Sammlungen 1896 aus dem Wunsch heraus gegründet, den vielen in und um Friedberg gefundenen archäologischen Zeugnissen einen würdigen Ort zu geben. Zuerst in der Burg im Feldwebelbau, ab 1901 in der Augustinerschule – nun wurden die Sammlungen auch als Museum deklariert – dann in der Usagasse 38, und schließlich seit 1913 in der Haagstraße. 

Das Museumsgebäude wurde in den Jahren 1912/13 errichtet und ergänzte den dreiflügeligen Bau, in dem unter anderen auch die städtischen Pferdeställe untergebracht waren. Unter anderem, denn Gewerbeschule, Stadtkasse und Zollamt waren hier ebenfalls „zu Hause“. In den Neubau kam noch die Feuerwehr hinzu womit sich auch die sechs Torbögen an der Seite zur Stadtkirche erklären. Zu Anfang waren es gebildete Friedberger Bürger, die das Museum leiteten, gleichzeitig für den Geschichtsverein verantwortlich waren und an der Augustinerschule unterrichteten. 1936 wurde die Stadt zur alleinigen Trägerin des Museums. Die Sammlungen wurden laufend ergänzt, auch während des Ersten Weltkriegs als das Museum geschlossen war und erst 1920 wieder öffnete. 

Größe ist relativ 

Das Wetterau-Museum auf den ersten unbedarften Blick hin zu den kleinen seiner Art zu rechnen ist ein Eindruck, der sehr schnell täuscht. Im Gegenteil, die Bandbreite der auf einer Fläche von 820 Quadratmetern in Dauer- und Sonderausstellungen gezeigten Kulturgüter Friedbergs und der Wetterauer Kulturlandschaft ist groß und beginnt mit den Zeugnissen frühester Besiedlung. 

Die Wetterau ist eine geografisch und klimatisch günstige, fruchtbare Landschaft, weshalb die „Römer den Limes auch um sie herum errichteten und sie so in ihr Einflussgebiet integrierten“, sagt Johannes Kögler. Wo Menschen leben gibt es Siedlungsreste, wie Grabfunde, Zeugnisse über Ernährung, Kleidung, Schmuck, oder Münzen. Wie zum Beispiel den bei Florstadt gefundenen Münzschatz aus dem Römerkastell Florstadt. Ein Landwirt hat ihn 1984 aus dem Boden „gepflügt“. Jetzt lagert er in einem ehemaligen Tresor aus der Gründerzeit und wurde sogar einmal ausgeliehen. Vor zwei Jahren war er in einer großen Landesausstellung in Braunschweig zu sehen. 

Im Erdgeschoss des Museums schließen sich an die Römer die Kelten an. Historisch sicher nicht richtig, aber räumlich so gewachsen. Die Keltenausstellung wurde 2002 realisiert, als ein Museum auf dem Glauberg noch zu den Wetterauer Wunschträumen gehörte. „Vom Land gab es damals für Museen, die an der so genannten ‚Keltenstraße‘ liegen – einem lockeren Zusammenschluss einzelner Orte – Fördermittel und so konnten wir diese Ausstellung realisieren“, erzählt Johannes Kögler beim Rundgang durch das Museum. 

Frühes Mittelalter, Stadtgeschichte, die Hauptachse Kaiserstraße, ein kleiner Ausflug in die Kunstgeschichte mit Exponaten zu dem Lyriker und Essayisten Fritz Usinger, der Kolonialwarenladen Steinhauer, Handels-, Agrar- und Technikgeschichte: „Es ist eine sehr reiche Sammlung, ein Schatzhaus für Kulturgüter die zur Identität einer Stadt und einer Landschaft gehören“, schwärmt Museumsleiter Kögler. 

Sonderausstellungen

Der weitaus größte Teil lagert – wie in jedem Museum – im Depot. Ein Museum ist schließlich kein Gemischtwarenladen, sondern soll mit seinen Exponaten auch historische Themen darstellen. Und deshalb lebt das Wetterau-Museum nicht nur von Dauer- sondern auch von Sonderausstellungen. Zum Beispiel über die Kaiserstraße, Friedbergs Hauptachse. Oder die auf vier Jahre konzipierte Sonderausstellung zum Ersten Weltkrieg. „Ich wollte nicht die eine große Ausstellung, sondern jedes Kriegsjahr einzeln abbilden. Bis zum Sommer ist noch der Zeitraum 1915/16 zu sehen, dann wechseln die Exponate“, erläutert Johannes Kögler. Ein anderes Konzept verfolgt auch die Elvis Presley-Ausstellung: Kein Starkult, wie Kögler ausdrücklich betont, vielmehr steht sie im historischen Zusammenhang mit der Geschichte der US-Armee in Friedberg von 1945 bis 2007. 

Kinder sind gern gesehene Gäste… 

… denn die Zeit, in der man nur auf Zehenspitzen und andächtig flüsternd durch ein Museum gehen durfte, ist vorbei. Freilich: dem Anfassen sind Grenzen gesetzt. Aber auch ohne „Körperkontakt“ kommen Kinder im Wetterau-Museum auf ihre Kosten. Das reicht von museumspädagogischen Angeboten bis hin zu einem reichhaltigem Ferienprogramm: Römisches Mosaik. Auf den Spuren der Archäologen. Keltische Schrift. Schatzsuche im Burggarten. Seifenwerkstatt. Töpfern wie die alten Römer. Geheimnisse um Judenbad und Judengasse. Keltische Küche für Kinder. Und das sind nur einige Beispiele. 

Zusammenfassung – was man unbedingt sehen muss 

  • Römischer Münzschatz
  • Modell der Kaiserstraße
  • Kolonialwarenladen Steinhauer
  • Fensterfragmente der Stadtkirche aus dem 14. und 15. Jahrhundert
  • Große Stadtansicht aus dem Jahr 1565
  • Lutherschwert.

Für die Reise zum Reichstag nach Worms 1517 machte Luther auf dem Hin- und Rückweg Station in Friedberg, übernachtete hier und schickte auch einige bedeutende Briefe ab. Begleitet wurde der Reformator vom Reichsherold Kaspar Sturm, dem man das ausgestellte Schwert stets zugeschrieben hatte. Im 19. Jahrhundert kaufte es die Familie Bindernagel, die es im Kunsthandel entdeckt hatte. In Mainz war es zur Landesausstellung zur Reformation und auch in Bayern, wo man das Schwert genauer untersuchte und es auf Ende des 16. Jahrhunderts datierte. Somit ist es zwar immer noch bedeutend, aber eben kein Lutherschwert mehr.