Metzgermuseum in Büdingen
Deutschland ist ein Land der Museen und Oberhessen mit seiner reichhaltigen Museumslandschaft zumal. Wie Wurst und Fleisch hergestellt und verarbeitet werden, ist Inhalt von Metzgermuseen. Von denen gibt es nur zwei in Deutschland: Eines steht in Böblingen, das andere in einer nicht minder schönen Stadt, nämlich in Büdingen in der Altstadt 30.
Hier wird die alte Tradition des Metzgerhandwerks noch hochgehalten und die Besucherinnen und Besucher unternehmen einen Ausflug in die Geschichte. Das Schlaghaus, oder „Schlachthaus“ genannt, ist Bestandteil der Büdinger Wehranlagen aus dem 14. Jahrhundert. Zeitweise wurde das Gebäude auch als Gefängnis benutzt, für die Jahre 1777 bis 1895 ist es als Schlachthaus der Büdinger Metzger belegt. Dann wurde der moderne Schlachthof eröffnet, und das Gebäude verlor seine Bedeutung. Das war, zumindest in ökologischer Hinsicht, keine so schlechte Sache, denn zuvor wurden die Schlachtabfälle einfach im vorbeifließenden Seemenbach entsorgt.
2006 wurde auf Initiative der Schlachthausgenossenschaft das Büdinger Metzgermuseum eröffnet. Hier erhalten Besucherinnen und Besucher einen Einblick in die traditionellen Metzgerwerkzeuge und tauchen ein in eine Zeit, in der Fleisch nicht in Supermärkten abgepackt und verkauft wurde. Stattdessen wird ein hundert Jahre alter Eisschrank präsentiert, dazu weitere 350 Ausstellungsobjekte, teilweise mehr als 200 Jahre alt.
Bei einer Führung durch das Museum erfahren die Gäste, dass der Metzgerberuf im Mittelalter einer der angesehensten Berufe war. Umso interessanter ist es, „dass trotz der damaligen Berufsverbote für Juden es ihnen erlaubt war, den Metzgerberuf auszuüben und sogar die Meisterprüfung zu machen. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es in Büdingen rund fünf jüdische Metzger, die für ihre Glaubensgeschwister Geflügel und Rinder geschächtet haben“, berichtet Fritz Albert, Mitinitiator des Museums.
Interessant ist im Museum auch die historische Wurstküche, nur wenige Meter entfernt. Hier kann man hautnah erleben, wie vor mehr als 100 Jahren Fleisch verarbeitet wurde. Zu sehen ist unter anderem ein Fleischwolf, eine Füllmaschine und eine Knochensäge. Alle Maschinen sind nach wie vor einsatzbereit.
„Das Museum wird gerne besucht und ist eine wichtige Attraktion für Büdingen. Dabei kommen nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder, denn bei den Sonderveranstaltungen gibt es nicht nur viel zu sehen, sondern auch zu riechen und zu schmecken. Traditionell gemachte Wurst schmeckt immer noch am besten“, weiß Fritz Albert zu berichten. Der Metzgermeister kann auf eine stolze Tradition bis ins 17. Jahrhundert zurückblicken. „Ich war in der neunten Generation Metzger. Leider ohne Nachfolger.“ Das Geschäft hat er 2004 aufgegeben. Umso mehr bedauert er die Entwicklung hin zur Massenware. „Die Massentierhaltung mit Wachstumsbeschleuniger führt zwar zu billigem Fleisch, aber auf Kosten einer deutlichen und geschmacklichen Qualitätsverschlechterung. Das ist weder für die Tiere noch für die Verbraucher gut“, wirbt er für regionale Produkte in handwerklicher Qualität.
Fritz Albert hat ein spannendes Buch über die Geschichte des Büdinger Metzgerhandwerks verfasst. Ein Standardwerk mit vielen historischen Dokumenten und Abbildungen. Das Buch ist im Museum zum Preis von 25 Euro zu erwerben.