Wissen, wie unsere Altvorderen gelebt haben

Das Heimatmuseum/Heimatstube im Rathaus in Münzenberg-Gambach ist ein kleines ehrenamtlich betriebenes Museum, das sich als Gedächtnis der Stadt versteht.

„Wir sammeln hier alles, was für die Stadt historische Bedeutung hat, vom Steinbeil über vorzeitliche und römische Funde, von Dokumenten über das harte Leben der Bauern im 18. und 19. Jahrhundert bis hin zu den Zeugnissen des Schrecken zweier Kriege und der Aufnahme vieler Heimatvertriebener.“ Hagen Vetter ist der gute Geist der Heimatstube Münzenberg. Vetter ist Magistratsmitglied und Vorsitzender des Archivausschusses und als solcher versteht er sich als Heimatpfleger. „Ich will Wissen bewahren, auch für kommende Generationen und zeigen wie unsere Altvorderen gelebt haben, wie deren Alltag war“, ist sein Selbstverständnis.

Das Heimatmuseum ist im zweiten Obergeschoss des historischen Rathauses in der Gambacher Hauptstraße, der Prachtstraße des Dorfes mit schönen Hofreiten und prächtigen Toren, untergebracht. Die Hauptstraße freilich hat längst ihre Rolle als wichtigste Straße verloren, die verläuft weiter südlich als Hauptverkehrsachse zwischen den Stadtteilen.

Im Erdgeschoss des Rathauses fand einst so etwas wie der Marktbetrieb statt. Die Gambacher Elle war das Maß, an dem man sich orientierte. Eine Etage höher, wo heute Trauungen und Ausschusssitzungen stattfinden, war einst auch der Gerichtsort. Hier wurde die letzte hessische „Hexe“, Katharina Ratz, die im Volksmund „Ratzkathrein“ heißt, zum Tode verurteilt.

Wer den zweiten Stock des historischen Gebäudes erreicht, gelangt zunächst in das Museum, wo in verschiedenen Vitrinen wichtige Fundstücke ausgestellt sind, von der Vorzeit über die reichen Funde aus der römischen Zeit. Kein Wunder, denn der Limes verläuft nur zwei Kilometer von hier und es gibt kaum ein Baugebiet, das nicht wertvolle Funde zutage fördert.

Sicherlich das bedeutendste Ausstellungsstück des Museums ist der „Glockenbechermann“, ein 4.500 Jahre altes Skelett eines etwa 40jährigen Gambachers, der 2003 bei Ausgrabungen in einem Neubaugebiet entdeckt wurde. Durch einen Anthropologen wurde „Gambi“, wie jüngere Museumsbesucher den betagten Gambacher nennen, fachgerecht in einer eigens dafür hergerichteten Vitrine neu gebettet. Die Präsentation gibt Einblicke in das Totenritual der „Glockenbecherleute“, die bereits Einzelbestattungen in Erdgräbern vorgenommen hatten.

Zu sehen sind auch Exponate zum Ersten und Zweiten Weltkrieg, persönliche Dokumente, Orden, Zeitschriften, Karten und Dokumente, die Einblicke geben in das Alltagsleben der Gambacher in einer schweren Zeit.

Drangvolle Enge in der Heimatstube

Der zweite Raum, der der Heimgeschichte vorbehalten ist, ist die Heimatstube, in der die Themen Kindheit, Schule, Hochzeit, Feier und Vergnügen, Haushalt und Waschtag vorgestellt werden.

Hagen Vetter beschreibt das Leben einfacher Leute, wie schwer es war, das tägliche Brot zu verdienen oder den Haushalt zu führen, etwa wenn die Frauen, den Kopf mit einem ‚Kezel‘ geschützt, die schweren Kuchenbleche zum Backhaus trugen. Wie viele Handgriffe waren nötig, um nur den Tisch zu decken? Montags war Waschtag: Gewaschen wurde in Zinkwannen im Hof, nachdem man im Kessel das Wasser heiß gemacht hatte. Es war ein schweres Leben und die meisten, die damals gelebt haben, würden wohl den Kopf darüber schütteln, wenn wir das als gute alte Zeit bezeichnen.

Was man sonst noch machen kann

Gambach und Münzenberg habe einiges zu bieten. Etwa die Gambacher Kirche, die den gleichen Grundriss hat wie der Tempel des Salomon, oder die Kirche in Münzenberg mit dem gedrehten Kirchturm oder hoch über allem schwebend, die Burg Münzenberg, das Wahrzeichen der Wetterau…