Wo der Fluss sein eigenes Bett sich gräbt

Die vorgeschlagene Wegeführung ist wegen der Brut- und Setzzeit nur für die Monate Oktober bis einschließlich Februar erlaubt.

Festes Schuhwerk ist erforderlich!

Die renaturierte Nidda war schon mehrfach Ziel von Wanderungen in dieser Serie. Die Philosophie dieser Niddarenaturierung lässt sich in die Kurzformel fassen:
„Erst einmal die von Menschen geschaffenen Befestigungen entfernen und dann den Fluss sich selbst überlassen“.

Nur wenige Flüsse haben eine so bewegte Geschichte hinter sich wie die Nidda in den vergangenen Jahrzehnten. Bereits in den 1920er Jahren fing man an, den Fluss zu begradigen, einzudämmen und mit Steinen einzufassen. Ziel war es, die Ortschaften vor Hochwasser zu schützen, die damals oft ungeklärten Abwässer schnell abzuführen und gleichzeitig wertvolle Auenböden trockenzulegen und für die Landwirtschaft zu gewinnen. Was für die Wetterau noch bis in die 1960er Jahre durchaus von Vorteil war, verschärfte flussabwärts die Hochwasserproblematik. Insbesondere weil viele ähnlich dachten wie die Anrainer der Nidda, mussten die Menschen an den großen Flüssen teilweise mit heftigen Hochwassern kämpfen. Das alles gehört der Vergangenheit an. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde beschlossen, die Nidda zu renaturieren. Man ist auf diesem Weg ein gutes Stück vorangekommen. Die ersten Maßnahmen fanden in diesem Raum vor gut zehn Jahren am sogenannten „Niddaknie“ statt.

Die Wanderung heute führt uns nicht nur dorthin, sondern auch zu den Renaturierungsmaßnahmen der beiden letzten Jahre, was auf der Karte nicht zu erkennen ist. Die erste Teil- strecke des Weges, Punkt 1 und 2, sieht so aus, als würde man mitten durch die Felder laufen. Tatsächlich waren diese Flächen auch vor kurzem landwirtschaftlich genutzt. Mit der Renaturierung hat die Nidda hier ihr neues Bett gefunden. Rechts von dem blau gezeichneten Weg sieht man noch den schnurgeraden Niddakanal.

Nach dem Start am Parkplatz wandern wir rund 250 Meter auf dem Radweg. Wir gewinnen eine Vorstellung davon, wie der Weg hier noch vor einigen Jahren aussah. Links fließt die Nidda hinter einem Damm. Büsche und Bäume verhindern einen Blick auf den Fluss, von Naturerlebnis kann man hier kaum sprechen (1). Mit Beginn der Niddarenaturierung weitet sich unser Blick, und wir sehen schon erste Erfolge. Eine Niddainsel wurde von Menschenhand geschaffen. Die gehölzfreien Kiesflächen wurden absichtlich angelegt, insbesondere in Südlagen dienen sie als Brutplatz für die heimische Sumpfschildkröte (2). Umgesetzt wurde die umfangreiche Renaturierung der Nidda, durch die Gerty-Strohm-Stiftung, die nicht nur die notwendigen Flächen erworben hat, sondern auch die Maßnahmen selbst finanziert hat.

Wir wandern jetzt direkt an der renaturierten Nidda, und kommen nach knapp zwei Kilometern zum Niddaknie (3). Hier begann die Renaturierungsgeschichte der Nidda, und hier soll sie auch fortgesetzt werden. Naturschützer träumen davon, an dieser Stelle einen Steg in die Nidda zu bauen, um einen freien Blick auf die geschaffenen Maßnahmen zu ermöglichen. Das neue Bett der Nidda ermöglicht dem Fluss auch steile Uferabbrüche .Der Wetterauer Lösslehmboden ermöglicht Eisvögeln, hier Höhlen zu bauen. Ab und zu bricht ein Stück der Steilwand ab, und die Vögel müssen an anderer Stelle neu bauen. Dieser Prozess der Umgestaltung der Ufer durch den Fluss findet ständig statt. So entstehen immer wieder neue Lebensräume.

Wir gehen jetzt entlang des Weidezauns. Hier wurde Ackerland in Grünland umgewandelt. Nach vier Kilometern stoßen wir schließlich auf den „Badeplatz“ (4). Gegenüber fließt die Nidder in die Nidda; hier ist die Schutzzone unterbrochen, und man kann Hunde baden lassen oder sich selbst ins Wasser trauen; aber Vorsicht: In der Flussmitte ist es mehr als zwei Meter tief. Wir gehen weiter am Fluss entlang, lassen den Gronauer Hof rechts liegen und kommen zu zwei weiteren eindrucksvollen Renaturierungsmaßnahmen. An diesen Stellen wurde der Niddakanal zu Altarmen umgewandelt, der neue Flusslauf führt in weitem Bogen um zwei neugeschaffene Inseln (5).

Am Ende des zweiten Niddabogens machen wir kehrt und gehen zurück bis zum Badeplatz und wenden uns an dem Radweg nach links. Wir gehen jetzt auf den Dortelweiler Golfplatz zu, links liegen Äcker rechts von uns Grünland und Weide (6). Nach einem knappen Kilometer bietet sich die erste Möglichkeit nach rechts zu gehen. Wir stoßen schließlich auf den Niddaradweg und wenden uns nach links in Richtung Karben (7).  Den Radlern überlassen wir ihren Weg und gehen unterhalb auf dem Feldweg und stoßen nach 500 Metern auf den Dortelweiler Golfplatz. Golfplätze haben bei Naturschützern nicht immer einen guten Ruf. Dieser Golfplatz bildet aber eine Ausnahme, erst recht wenn man sich den Zustand der Fläche vor Einrichtung des Golfplatzes in Erinnerung ruft. Wir werden im weiteren Verlauf der Wanderung selbst einen Eindruck davon bekommen. Dieser Golfplatz hat sich seit seiner Gründung zu einem wertvollen Kulturbiotop entwickelt. Die äußerst seltene Zwergrohrdommel wurde hier sogar als Brutpaar entdeckt, das einzige in ganz Hessen. Teichrallen und Rohrsänger und viele Parkvögel, haben hier ein Refugium gefunden. Im Teich und auf der angrenzenden Wiese sieht man den Nutria. Der Biber hat den Weg von der Nidda zum Golfplatz allerdings noch nicht gefunden.

Wir folgen dem Wanderweg erst entlang und später quer durch den Golfplatz (8), den wir dann mit Blick auf den Taunus verlassen. Vor uns liegt ein großer Acker, der der Nahrungsmittelproduktion dient und sehr ertragreich ist. So sah einst die Fläche des Golfplatzes aus. Auf bestem Boden werden hier Weizen und Zuckerrüben angebaut (9). Er ist aber auch Lebensraum der Arten der Feldflur wie Feldlerche, Hase und Rebhuhn. Wir wandern nach rechts, vorbei an dem Bauernhof, und dann durch zwei eingezäunte Weiden. Die linke Weide ist besonders gut eingezäunt. Die Zäune reichen fast bis auf den Boden. Sie stehen in der Brutzeit ständig unter Strom und sollen den Fuchs fernhalten. Wir befinden uns am sogenannten Kiebitzacker. Eine Fläche, die der Naturschutzfonds Wetterau betreut. Hier brüten wieder seit 2012 Kiebitze, nachdem ein Feuchtbiotop geschaffen wurde, Im Jahre 2015 waren es immerhin fünf Brutpaare (10).

Wir stoßen auf einen befestigten Weg und gehen den nach links und nach 400 Metern halb rechts. Wenn wir abermals auf einen Weg stoßen, gehen wir nach rechts und stoßen dann auf den neuen Radweg zwischen Karben und Bad Vilbel. Wir gehen links und sind nach 500 Metern zurück am Ausgangspunkt.

Länge

9 Kilometer 

Reine Gehzeit

Gut eineinhalb Stunden, überwiegend asphaltierter Weg mit einigen geschotterten Abschnitten, weitgehend ebene Strecke.

Startpunkt

an der Günter-Reutzel-Sportanlage in der Dortelweiler Straße in Karben, direkt an der Nidda

Anfahrt

Anfahrt über die Landesstraße 3205, Gronauer Straße in die Dortelweiler Straße

ÖPNV

Von Friedberg aus mit der Buslinie 01, Fahrtzeit 25 Minuten