Wie der untreue Lehrer fast die Auswanderung der Wippenbacher verhinderte

Wir beginnen unsere Wanderung am Dorfgemeinschaftshaus in Ortenberg-Wippenbach, in der Straße „Im Unterdorf“. Wir steigen die Stufen zum „Oberdorf“ hinauf und wenden uns nach links, wo uns ein prächtig restauriertes Fachwerkhaus ins Auge fällt. Es ist die Alte Schule von Wippenbach, sozusagen der Arbeitsplatz des untreuen Dorflehrers.

Von 1740 bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden in der einklassigen Volksschule die Klassen eins bis acht unterrichtet. Die Geschichte der Schule ist recht gut dokumentiert. Der erste Lehrer hieß mit Nachnamen  Bernges. Er war nicht nur für die Vermittlung des notwendigen Wissens an seine Dorfschüler verantwortlich, sondern auch ein geschickter Schneider und beliebter Beerdigungssänger. Im Sommer verdingte er sich zudem als Landarbeiter und half bei der Einbringung der Ernte. Finanziell waren die Dorfschullehrer also schlecht gestellt. So war es sicherlich nicht ein Zeichen der pädagogischen Verbundenheit, wenn die Eltern der Dorfkinder den Lehrer abwechselnd zum Essen einladen mussten.

Wir gehen noch wenige Meter weiter und wenden uns dann nach rechts. Vorbei am Friedhof wandern wir jetzt bergan auf den Wald zu. Hier gabelt sich der Weg, wir halten uns links und kommen in einer großen Rechtskurve in diesen schönen Laubwald. Nach einem knappen Kilometer stoßen wir auf eine quadratische Freifläche von knapp 200 Metern Seitenlänge (1).

Dieses knapp vier Hektar große Flurstück wurde gerodet, um mit dem Erlös den Wippenbacher Auswanderern die Passage zu finanzieren. Bis heute wurde es nicht wieder aufgeforstet, sondern es blieb eine Ackerfläche inmitten eines mehrere Hundert Hektar großen Waldes. 

Am Ende dieser Freifläche stoßen wir auf einen Waldweg, dem wir nach rechts folgen. Wir wandern jetzt auf der Bonifatiusroute, jener Pilgerroute, die anlässlich des 1250. Todestages von Bonifatius, von Mainz nach Fulda eingerichtet wurde. Die mit dem Bischofsstab ausgeschilderte Strecke führt uns weiter durch den Wald, später am Waldrand entlang.

Dort, wo der Waldrandweg einen scharfen Knick nach links macht, haben wir die Wahl:

  • Wenn wir jetzt nach rechts gehen, sind wir in wenigen Minuten zurück in Wippenbach und am Ausgangspunkt (2).
  • Wer noch genügend Energie hat, wandert weiter auf der Bonifatiusroute, überquert die Landesstraße, die Ortenberg mit dem Ranstädter Ortsteil Bobenhausen verbindet. Die Bonifatiusroute mit dem Bischofsstab glänzend ausgeschildert, bringt uns auf der weiteren Route nach Eckartsborn (3).

Über die Weberstraße (4), und die Oberdorfstraße gelangen wir schließlich zur Bergstraße, der wir vom Oberdorf in das Unterdorf von Eckartsborn folgen.

Ein kleines Stück wandern wir die Kreisstraße 200 entlang, die hier „Am Lustgarten“ heißt, und stoßen alsbald auf die Reste eines Basaltsteinbruchs (5). Dort ist nach über einem Jahrhundert Gesteinsabbau ein großer Krater entstanden, der nach dem Willen der Stadt sich im Sinne des Naturschutzes entwickeln soll.

Wir wandern jetzt ein kleines Stück auf dem Radweg entlang der Bundesstraße 275. Am Ortseingang von Ortenberg haben wir wieder mehrere Möglichkeiten:

  • Wer jetzt zurückgehen möchte, wählt den Weg nach rechts über die Wippenbacher Straße und ist nach knapp eineinhalb Kilometern zurück am Ausgangspunkt (7).
  • Wer aber noch Zeit und Energie hat, sollte unbedingt einen Abstecher in die Ortenberger Altstadt machen. Dazu wandern wir bis zum Rathaus weiter, überqueren hier die Bundesstraße an der Ampel und streifen durch die malerische Altstadt (6), die mit großem Aufwand in den letzten Jahren saniert wurde.

Zum Abschluss der Wanderung können wir unter zahlreichen gastronomischen Betrieben in Ortenberg wählen. Etwas Besonderes ist die Straußwirtschaft von Heidi und Michael Müller  am Ausgangspunkt unserer Wanderung in der Oberdorfstraße in Wippenbach.

Die Bonifatiusscheune ist freilich nur zu besonderen Anlässen geöffnet oder auf Bestellung für Familienfeiern oder größere Gruppen. Zudem organisieren die Müllers regelmäßig besondere Events wie Beulches Essen, Schlachtfeste, Oktoberfeste oder ein Fest zu Ehren des guten alten deutschen Schnitzels. Zur Scheune gibt es hier weitere Öffnet externen Link in neuem FensterInformationen.  

 Öffnet internen Link im aktuellen FensterHintergrund "Die Geschichte von Wippenbach"

Länge

7,7 Kilometer, ohne Stadtbesichtigung Ortenberg

Höhenmeter

 200 Meter

reine Gehzeit

Gut zwei Stunden

Startpunkt

Dorfgemeinschaftshaus in Ortenberg-Wippenbach, Im Unterdorf

Anfahrt

Über die Bundesstraße 275 von Selters oder von Ortenberg aus.