Oberhessisches Krippenmuseum

Oberhessisches Krippenmuseum zeigt Krippen aus aller Welt

Der Duden versteht unter einem Museum eine der Öffentlichkeit zugängliche Sammlung von Altertümern, Kunstwerken oder Ähnlichem. In der ursprünglichen Wortbedeutung bezeichnet das aus dem Griechischen stammende Wort das Heiligtum der Musen, der Schutzgöttinnen der Kunst.

Kunst und Altertümer, Zeugnisse des menschlichen Wirkens und Schaffens findet man in den Museen und dafür muss man nicht weit reisen, auch die Wetterau hat eine bunte Museumslandschaft, in denen Schätze verwahrt werden, die es zu entdecken gilt.

Krippen haben in der Adventszeit ihre Hochkonjunktur, und das ist auch die Zeit, in der Erica Kernstock ihr privates Weihnachtskrippen-Museum im Niddaer Stadtteil Ulfa eröffnet. Vom 20. November bis zum 20. Dezember, dienstags bis sonntags, jeweils von 14 bis 18 Uhr, öffnen sich immer die Türen in eine ganz besondere Welt.

An Weihnachten feiern die Christen die Menschwerdung Gottes. Die Geburt Jesu in einem Stall zu Bethlehem wird im Lukasevangelium beschrieben. Weihnachtskrippen machen diese biblische Geschichte bildlich nachvollziehbar.

„Krippen sind für mich schon immer faszinierend. Als junge Frau habe ich in einem vornehmen Haushalt eine wunderschöne Krippe gesehen und mir gedacht, wenn ich einmal genügend Geld habe, dann kaufe ich mir auch so etwas.“ 1981 war es soweit. Die Ur-Krippe, die erste in der Sammlung von Erica Kernstock, stammt aus der Bernardi-Werkstatt in Südtirol und ist aus Lindenholz geschnitzt.

„Der Preis war für die damalige Zeit schon ziemlich beachtlich, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Figuren gar nicht handgeschnitzt waren, sondern mit maschineller Unterstützung. Für den Preis einer einzigen Figur habe ich dann an anderer Stelle eine ganze handgeschnitzte afrikanische Weihnachtsgrippe erstehen können, und das war eigentlich der Grundstock für die Sammlung, die immer größer wurde und mittlerweile 220 Krippen aus fünf Kontinenten umfasst, 150 davon haben wir in der aktuellen Ausstellung“, schildert Erica Kernstock.

Jerusalem Krippe erzählt die wichtigsten Teile der christlichen Geschichte

Geradezu spektakulär in ihrer Vielfalt ist die Jerusalem-Krippe, die eine ganz besondere Geschichte hat. In Anlehnung an eine Weihnachtskrippe aus dem Jahre 1676 war sie in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg als Laubsägebausatz in Deutschland vertrieben. „Ein Nachbar hat die Gebäude als Laubsägearbeit ausgeführt und viele Jahre an Weihnachten aufgestellt. Irgendwann gab es dafür keine Verwendung mehr. Wir haben sie gerne übernommen und dann in eine ganze Landschaft eingebaut mit Treppen und Felsen, so dass daraus die wichtigsten Teile der christlichen Geschichte erzählt werden können: von der Verkündung des Engels über die Geburt Jesu, den Einzug in den Tempel bis hin zur Kreuzigungsszene auf nach Golgatha.“

Etwas ganz Besonderes ist eine Krippe mit Figuren aus Spanien, deren Kleider nicht aufgemalt, sondern aus echtem Stoff sind und mit ihrem Faltenwurf verblüffend echt wirken. Hier liegt das Jesuskind unter einem antiken Torbogen. Die Darstellung wird ergänzt durch die Andeutung der Situation, in der Herodes zum Kindsmord aufruft.

Krippen aus Blech und Blättern

Ihr Weihnachtskrippen-Museum hat Erica Kernstock zusammen mit ihrem Mann Friedhelm systematisch aufgebaut. Nach den großen Krippen kommen die verschiedenen Erdteile. Afrika ist präsent mit einer Vielzahl von Krippen ganz unterschiedlicher Kunstfertigkeit und Materialien. Aus Ruanda kommt eine Krippe aus Bananenblättern. In Burkina-Faso wurde eine Krippe aus Autoteilen gebaut. Aus Mali kommt eine Figurengruppe, die aus alten Dosen mit Insektenvernichtern hergestellt wurde. Dornholz aus Benin, recycelte Brillengestelle aus Äthiopien und Specksteine aus Kenia. Es ist immer wieder faszinierend, aus welchen Materialien man solche Weihnachtskrippen herstellen kann.

Aus dem frührevolutionären Frankreich des späten 18. Jahrhunderts kommt die Geschichte, dass Weihnachtskrippen verboten waren und man sie auf dem Land aus Brotteig geformt hat. Wenn ein Revolutionswächter kam, wurden sie einfach verspeist. Heute kommen die französischen Krippen (Santons d’ Art) in der Sammlung von Erica Kernstock aus der Provence. Das sind Krippen mit bunten Figuren, die viele Berufe darstellen, die alle zur Krippe drängen.

Eine Krippe im Kirschkern

Interessant sind auch Krippen aus Nord- und Südamerika. Aus den USA kommt eine Krippengruppe aus Stoff, aus Alaska die Heilige Familie als Inuit, dick eingepackt mit dem Jesuskind auf dem Schlitten, umrahmt von Rentier, Robbe, Eisbär und Husky. Und selbstverständlich sind die Figuren aus dem Retablo aus Peru Indios.

Für das Weihnachtskrippen-Museum in Ulfa sollte man sich mindestens eineinhalb bis zwei Stunden einplanen. Jede Krippe erzählt ihre eigene Geschichte, die erst richtig spannend wird, wenn sie von Erica Kernstock begleitet wird, etwa wenn sie von den Anstrengungen polnischer Kinder spricht, die den ganzen Sommer Bonbons lutschten, damit an Weihnachten genügend Stanniolpapier zusammenkam, um eine prächtige Krippe in Kathedralenform zu basteln.

Eine Matrjoschka ist eine aus Holz gefertigte, bunt bemalte und ineinander schachtelbare russische Puppe. Erica Kernstock hat eine aus zehn Teilen, allesamt mit Krippenmotiven handbemalt. Die kleinste Krippe der Ausstellung und wohl auch weltweit ist in einem Kirschkern untergebracht.

Krippen sammeln ist ein Hobby, aber die Ausstellung hat auch einen tieferen Sinn. Das Wissen um die christliche Botschaft geht immer mehr verloren. Hier im Weihnachtskrippen-Museum kann man einiges von diesem Wissen wieder auffrischen.

Das Oberhessische Weihnachtskrippen-Museum ist vom 20. November bis zum 20. Dezember 2018, dienstags bis sonntags, von 14 bis 18 Uhr, geöffnet. Der Eintritt ist frei. Glühwein und Wintertee gibt es inklusive.

Angeschlossen an das Weihnachtskrippen-Museum gibt es einen kleinen Museumsshop, in dem man selbst den Grundstein für eine eigene Sammlung legen oder die eigene Krippe vervollständigen kann. Informationen gibt es auch im Öffnet externen Link in neuem FensterInternet .

Am 7. Dezember 2018 ist das Weihnachtskrippen-Museum auch im Fernsehen und wird in der Sendung „Hallo Hessen“ vorgestellt.