Hessens ältestes Regionalmuseum steht in Büdingen

Büdingen zählt mit seinem geschlossenen mittelalterlichen Stadtbild sicherlich zu den schönsten Städten Deutschlands. In einem der ältesten Häuser, dem Alten Rathaus aus dem Jahre 1458, ist heute das Heuson-Museum untergebracht, es trägt den Namen des  langjährigen Vorsitzenden des Büdinger Geschichtsvereins und Ehrenbürger der Stadt Büdingen, Karl Heuson. 

Heuson war es, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine intensive Regionalforschung betrieb und Mitinitiator des ersten Büdinger Museums war. Dort wurde auch in den 30er Jahren die umfangreiche Sammlung des Büdinger Geschichtsvereins untergebracht.  

Den Umzug in das heutige Gebäude erlebte Karl Heuson freilich nicht mehr. 1971 wurde im Alten Rathaus das erste hessische Regionalmuseum eröffnet. Das Konzept geht noch heute weit über ein Heimatmuseum hinaus und umfasst das gesamte Büdinger Land, von der Steinzeit bis zur Neuzeit. 

Nachdem im ersten Museum viele Funde präsentiert wurden, die Büdinger Sammler aus der ganzen Welt zusammentrugen - von Steinzeit-Werkzeugen aus Frankreich bis hin zu Federschmuck nordamerikanischer Indianer - gewinnt das Museum jetzt ein Alleinstellungsmerkmal im Sinne einer Sammlung von typischen Gegenständen aus den Bereichen Handwerk, Baukunst und Archäologie im Büdinger Land. Zu den größten archäologischen Kostbarkeiten gehört sicherlich das fränkische Frauengrab aus Düdelsheim mit seinen reichen Beigaben.  

Mit 12.000 Besucherinnen und Besuchern zählt das Heuson-Museum zu den am besten besuchten Museen in der Wetterau. Großes Augenmerk legt man auch auf jüngere Besucherinnen und Besucher. „Wir bieten spezielle Führungen für Kinder an und haben Rätselbögen erstellt, damit die Kinder spielerisch das Museum erschließen können.“ Gleichzeitig setzt Petra Lehmann-Stoll, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums auch auf die Gäste aus der Büdinger Jugendherberge: „Da kommen immer wieder neue Jugendgruppen, die wir für unser Museum begeistern wollen.“ Archäologie zum Anfassen und spezielle Kinderworkshops runden das Programm ab.  

Eine Besonderheit des Büdinger Museums sind die zahlreichen und stets gut besuchten Sonderausstellungen. Jährlich drei bis vier organisiert Petra Lehmann-Stoll zusammen mit Joachim Cott, dem Vorsitzenden des Büdinger Geschichtsvereins und Leiters des Heuson-Museums. Zu den besucherstärksten Ausstellungen gehörten: „Büdingen im ersten Weltkrieg“, „Trachten“, „Marionetten“ und „Spielzeuge aus zwei Jahrhunderten“. Gerade zu Ende gegangen ist die Ausstellung „Fürstenschmaus und Bauernbrei – die Küche im Mittelalter“.  

Ziel der Ausstellungen ist es auch, die Bevölkerung zu aktivieren. „Es gibt so viele Schätze in privaten Räumen, die wir möglichst vielen Menschen auch zugänglich machen wollen“, beschreibt Vereinsvorsitzender Joachim Cott die Intention des Museums. Ehrenamtliches Engagement wird im Heuson-Museum großgeschrieben. So gibt es eine 14-köpfige Inventarisierungsgruppe, die die wertvollen Exponate bestimmt und sortiert, repariert, konserviert, pflegt und archiviert. Unlängst hat die Inventarisierungsgruppe an archäologischen Ausgrabungen teilgenommen. 

Einer der Ehrenamtler ist Manfred Lachmann. Der gelernte Schreiner hat die aktuelle Sonderausstellung: „Wo gehobelt wird – Handwerkstraditionen der Holzbearbeitung“ zu großen Teilen bestückt. Lachmann ist seit drei Jahren ehrenamtlich im Museum tätig. „Nur wer das Alte kennt, kann das Neue verstehen“, ist Lachmanns Motto. „Ich mag die alten Sachen und habe mich angeboten, zu helfen, weil es mir einfach Freude macht, hier ehrenamtlich zu arbeiten.“ Dabei wird nicht nur gearbeitet, sondern auch gekocht, gerne nach alten Rezepten.  

Die Sonderausstellungen nehmen in der Regel das Erdgeschoss des Heuson-Museum ein. Im ersten Stock sind die Funde des fränkischen Frauengrabes aus dem siebten Jahrhundert zu bewundern und im zweiten Stock eine weitere Besonderheit des Büdinger Regional-Museums: Hier werden alte Handwerke präsentiert. „Die Töpferei, Drechslerei, Weberei und Tuchfärberei sowie die Landwirtschaft, als Ort der Arbeit und der Produktion der Bewohner des Büdinger Landes, werden hier in einem funktionalen Zusammenhang optisch fassbar gemacht“, bringt es Petra Lehmann-Stoll auf den Punkt.

Was man unbedingt gesehen haben muss: 

Die Sonderausstellungen sind stets eine ganz besondere Attraktion.

Die Funde aus dem fränkischen Frauengrab des siebten Jahrhunderts bleiben einzigartig in der Wetterau, zumindest solange, bis die Funde aus der Merowinger Zeit, aus der Grabung in Berstadt präsentiert werden können.

Die Präsentation alter Handwerke im zweiten Obergeschoss ist unbedingt sehenswert. 

Was es sonst noch zu sehen gibt: 

Büdingen mit seiner Altstadt bietet für alle Altersgruppen einen spannenden Nachmittag und genügend Möglichkeiten zur Einkehr.

Empfehlenswert sind auch die Öffnet internen Link im aktuellen FensterStadtführungen, die beimÖffnet externen Link in neuem Fenster Tourismusbüro der Stadt Büdingen zu verschiedenen Themen gebucht werden können.