Radtour durch die Büdinger Gemarkung

Funde aus der Steinzeit

Die 12. Archäologische Radtour im Wetteraukreis führt von der Altstadt Büdingens durch die Seemenbachaue über Düdelsheim, Büches und Großendorf zurück zum Ausgangspunkt in Büdingen. Rund 25 Interessierte konnten am 30. Juli 2015 bei der Radtour durch die Büdinger Gemarkung begrüßt werden.

Die Tour begann am Büdinger Altstadtparkplatz. Nachdem man die Stadt in westlicher Richtung verlassen hatte, erreichte die Gruppe den ersten Stopp in der Seemenbachaue auf Höhe des ehemaligen Militärflugplatzes.

Hier erläuterte Kreisarchäologe Dr. Jörg Lindenthal zwei am Hang gelegene archäologische Fundstellen. Neben einem Siedlungsplatz der späten Bronzezeit liegt hier eine der seltenen Fundstellen, die an das Ende der Altsteinzeit beziehungsweise an die beginnende mittlere Steinzeit etwa 10.000 vor Christus zu setzen ist. Ein besonderes Erlebnis war für die Teilnehmer, ein 10.000 Jahre altes Steinwerkzeug von dieser Fundstelle in die Hand zu nehmen. Vorgestellt wurden die Funde von Walter Gasche aus Büdingen, der seit Jahrzehnten ehrenamtlich diese wichtige Fundstelle betreut.

Weiter ging es entlang des Seemenbaches bis zum zweiten Halt auf der Höhe von Orleshausen, wo ebenfalls am Hang Fundstellen der Jungsteinzeit und der Eisenzeit zu finden sind. Die eisenzeitlichen Fundstellen mit ihrem „keltischen“ Fundmaterial im Seemenbachtal sind natürlich im Kontext mit dem keltischen Zentralort Glauberg zu sehen.

Der dritte Stopp oberhalb des alten Ortskernes von Düdelsheim wurde nach einem kurzen aber steilen Anstieg erreicht. Hier konnten 1988 bei Bauarbeiten die Reste einer reichen fränkischen Grablege geborgen werden. Es handelte sich um eine Frauenbestattung, die anhand ihrer Beigaben etwa um 650 nach Christus datiert. Neben einer Perlenkette wurden ein Glasgefäß, Reste eines Beinkammes und diverse verzierte Beschlagteile der fränkischen Frauentracht gefunden. Herausragend ist eine Scheibenfibel aus Eisen, deren Vorderseite aufwendig mit einem Dekor aus Silber- und Messingtauschierung versehen ist. Das Grab bildet den frühesten Nachweis für den Ende des achten Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnten Ort.

Zu einer wohlverdienten Pause versammelte sich die Gruppe im Hof des „Apfelstübchens“ der Familie Borst. Hier konnten sich die Teilnehmer an selbstgekeltertem heimischen Apfelwein und Apfelsaft erfrischen.

Weiter ging es auf der Nordseite des Seemenbaches über Büches zurück nach Büdingen-Großendorf, wo die St.-Remigiuskirche den vierten Stopp markierte. Hier erfuhren die Teilnehmer, dass der ursprüngliche Kern der späteren Stadt Büdingen in diesem Bereich zu suchen ist. Die St.-Remigiuskirche war für viele Jahrhunderte die Pfarrkirche von Büdingen. Zu ihr gehörten alleine im erweiterten Stadtgebiet fünf Kapellen.

Eine dieser Kapellen, die sog. Herrgottskirche in der Bahnhofstraße, bildete den letzten Stopp der Tour. Die Reste dieser im Zuge der Reformation säkularisierten und später abgebrochenen Kapelle liegen direkt unter der Fahrbahndecke. Anhand von Fotos, die während der Ausgrabungen 2010 entstanden, wurde über die Kapelle berichtet.

Am Ziel angekommen, waren sich alle Teilnehmer einig, einen kurzweiligen Nachmittag in der TourismusRegion Wetterau, Heimat des Keltenfürsten, erlebt zu haben.

Öffnet internen Link im aktuellen FensterFlyer Archäologische Radtour 2015