Kräuterwanderung in Münzenberg

Agrar-Ingenieurin Birgit Ungar bietet Kräuterwanderungen an. Mit Sicherheit unterscheidet sie das Deutsche von dem Welschen Weidelgras, das Honiggras vom Fuchsschwanz und die Weiche von der Aufrechten Trespe. Auf eine solche Wanderung begeben wir uns heute. Sie beginnt am Hattsteiner Hof, der unterhalb der Münzenburg liegt.

Die Wetterau ist eine uralte Kulturlandschaft. Seit Jahrtausenden wird das fruchtbare Land landwirtschaftlich genutzt. Kein Wunder, verspricht doch jedes Samenkorn in dem wertvollen Boden eine reiche Ernte. Heute sind es vor allem fünf Kulturen, die das Bild der Landwirtschaft prägen: Raps, Mais, Gerste, Weizen und Zuckerrüben. Die Vielfalt früherer Jahre mit Luzerne, Futtererbsen, Leinsamen, Klee, Kohl und vielen anderen Kulturpflanzen ist weitgehend verschwunden. Nur auf unseren Wiesen findet man die Vielfalt vergangener Tage, wenn man sie denn erkennt oder wenn man mit Birgit Ungar unterwegs ist.  

Die diplomierte Agrar-Ingenieurin bietet Agrarberatung und -bildung insbesondere für Nutztier- und Pferdehalter und: Birgit Ungar bietet Kräuterwanderungen an. Mit Sicherheit unterscheidet sie das Deutsche von dem Welschen Weidelgras, das Honiggras vom Fuchsschwanz und die Weiche von der Aufrechten Trespe. 20 Gräser, Kräuter und Blumen sind auf jeder Wiese zu finden; bis zu 200 können es sein, je nach Bewirtschaftung, Düngung und Lage.  

Unsere Wanderung beginnen wir am Hattsteiner Hof, unterhalb der Burg. Durch den Torbogen vorbei am Altstädter Tor, das direkt zur Burg führt, gehen wir stadtauswärts   auf einem asphaltierten Weg und an der ersten Kreuzung nach rechts (In den Hirschgärten). Wir kommen an ein Stück der Burgbefestigung und gehen rechts der Mauer auf den Wiesenweg, der in die Backgasse führt.  

Die Eichergasse wird jetzt überquert und wir nehmen uns ein wenig Zeit, um auf der links liegenden Wiese mit Hilfe unseres Bestimmungsbuches einige Pflanzen zu identifizieren. Wiesen-Bärenklau (nicht zu verwechseln mit dem giftigen Riesen-Bärenklau aus dem Kaukasus), verschiedene Hahnenfüsse (werden nicht gerne von den Bauern gesehen), Glatthafer (beliebte Futterpflanze), Knäuelgras (erkennt man an dem gefalteten jüngsten Blatt), Wilden Meerrettich (sehr unbeliebt bei den Bauern) und die rosa leuchtende Kartäusernelke sehen wir.  

In einer Links-Rechts-Kombination folgen wir unserem Weg, der uns auf einen Betonweg (Sandgasse) führt, den wir nach links überqueren. Wir kommen an den "Geologischen Garten Münzenberg"(1), wo den Besucherinnen und Besuchern anhand von verschiedenen Gesteinsmustern die natürlichen Kreisprozesse des Werdens und Vergehens der Gesteine, der Gebirge, der Meere, der Kontinente, der Klimate und der Lebensformen erläutert werden (siehe auch die interessante Internetseite).  

Wir stoßen schließlich auf den nächsten Betonweg (Am Viehtrieb), wo die mit dem öffentlichen Personennahverkehr angereisten Wanderer auf die Route stoßen. Wir überqueren den Betonweg und betreten nun das Naturschutzgebiet "Salzwiesen". Das Naturschutzgebiet dient vielen Tieren als Rückzugsgebiet, die hier vorkommenden Salzpflanzen sind außerordentlich selten und kommen sonst nur an der Nordseeküste vor. Die aus dem Boden tretenden salzhaltigen Mineralquellen schaffen auch in der Wetterau das für sie günstige Umfeld.  

Wir laufen vorbei an einer Hundezucht, wo Shetland Sheepdogs gezüchtet werden, bildhübsche Vierbeiner, die an zu klein geratene Collies erinnern. Direkt hinter dem eingezäunten Areal gehen wir rechts und nun erst einmal für eine ganze Weile geradeaus, direkt wieder auf die Bebauung zu. Auch hier sehen wir in den Feldern viele interessante Pflanzen beispielsweise das Wiesenlabkraut (weiß blühend) und das Echte Labkraut (gelb blühend). Seinen Namen hat es von seiner Eigenschaft, die Milch zum Gerinnen zu bringen, um Käse herzustellen. Später wurde Labferment aus Kälbermagen gewonnen, heute wird es überwiegend aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt. Pflanzlicher Labersatz ist (laut Wikipedia) in Deutschland verboten.  

Auch das bei Tierfreunden höchst unbeliebte Jakobskreuzkraut findet sich hier. Die gelb blühende Pflanze zeichnet sich durch einen roten Stängel aus. Tiere meiden die Pflanze. Deren Gifte lagern sich in der Leber ab und können zum Tode führen, besonders gefährdet sind Pferde und Rinder, gefolgt von Schafen. Das Problem ist, dass, anders als bei vielen anderen Pflanzen, durch die Trocknung die Giftstoffe nicht verschwinden und die Tiere das Jakobskreuzkraut im Heu nicht mehr schmecken.  

Wir stoßen jetzt auf die Falkensteiner Straße in Münzenberg, (2) überqueren sie und gehen in einer kurzen Links-Rechts-Kombination auf die Kettermühlenstraße, der wir auf der rechten Straßenseite ortsauswärts in Richtung Trais-Münzenberg folgen.  

Am Ende der Ortsbebauung können wir den parallel zur Fahrbahn verlaufenden Feldweg benutzen, nur zum Überqueren der Autobahn müssen wir wieder auf den betonierten Fußweg. Hinter der Autobahn, gleich wieder rechts, kommen wir an den Kräppelstein (3). Von dem heißt es: Er verneige sich vor jedem, der an ihm vorübergeht, nur um Mitternacht drehe er sich um die eigene Achse.  

Wir kommen nach Trais, dem nördlichsten Stadtteil von Münzenberg. Direkt gegenüber der Kirche biegen wir nach links in eine kleine Gasse ein(4). Ein Steg ermöglicht uns die Überquerung der Wetter. Gleich danach geht es rechts auf einen Grasweg, parallel zu dem Flüsschen, das dem ganzen Landkreis seinen Namen gab.  

Bei feuchter Witterung kann man auch ein kleines Stück weiter geradeaus gehen und den parallel verlaufenden Asphaltweg nutzen. Auf den treffen wir ohnehin nach wenigen 100 Metern, dabei lassen wir die Betonbrücke über die Wetter rechts liegen und gehen geradeaus in die Felder.  

Eine ganze Reihe von Bauerngärten (5) sehen wir zu unserer Rechten. In Trais nennt man sie "Grabstücke". Bevor der Teerweg bergauf führt, wenden wir uns nach rechts in Richtung Straße. Hier gehen wir nach rechts, nach wenigen Metern hinter der Brücke gehen wir über den Mühlgraben, wenden uns nach links und folgen dem Schild "Kulturhistorischer Weg" (rund um Muschenheim) (6).  

Wer noch einen Blick für die Pflanzen und Kräuter hat, der kann jetzt den Steinklee entdecken. Oft findet er sich in Straßengräben. Als Hausmittel gegen Motten ist er sehr beliebt. Ebenfalls ein hilfreiches Kraut zum Selbsttrocknen ist der Wiesensalbei, der zur Mundpflege und bei Halsschmerzen gerne genommen wird.  

Wir gehen unseren Weg weiter und kommen auf einen Parkplatz, wo wir nach rechts gehen(7). Der nächsten Abzweigung folgen wir nach links und kommen nach gut 200 Metern an den "Heiligen Stein"(8), einen Bestattungsplatz aus der Jungsteinzeit. Das Grab wurde etwa 3.000 v. Chr. errichtet. Die schweren Steine stammen von einem Waldstück in der Nähe des   Traiser Steinbergs. Wie unsere Vorfahren die tonnenschweren Steine über die gut fünf Kilometer lange Entfernung transportiert haben, wissen wir nicht. Sicher weiß man aber, dass auch unsere Vorfahren die Kräuter und Heilpflanzen zu nutzen wussten.  

Auch Birgit Ungar könnte im Sommer ohne Einkaufen klarkommen. Das liegt nicht nur daran, dass sie Vegetarierin ist, sondern auch weiß, welche Kräuter und Pflanzen essbar und schmackhaft sind. Brennnesselsamen beispielsweise schmecken in Öl gebraten wunderbar. Das Rotöl und Tee aus Johanniskraut hellt die Stimmung auf. Kresse, Sauerampfer, Gänseblümchen, Löwenzahn und Schafgarbe ergeben einen schmackhaften Salat.  

Vom "Heiligen Stein" laufen wir in einem Rechtsbogen um die Wiese herum und dann am Waldrand bergab mit Blick in Richtung Burg. Wir stoßen auf einen Teich, den wir in einer Links- Rechts-Kombination umgehen (9). Zwischen Wiesen und Feldern gehen wir auf Trais zu, um kurz vor der Bebauung in einem Linksschwenk den Ort zu umgehen.  

Am zweiten Feldweg gehen wir rechts. Der Weg geht dann bald in einen Teerweg über, auf dem wir schließlich auf die Landesstraße 3131 stoßen. Wir überqueren die Straße und gehen in die Limesstraße, dann nach rechts in die Dühbergstraße und in der Backgasse wiederum links, vorbei am Friedhof, und laufen in Richtung Münzenberg weiter.  

Bald sind wir wieder am Kräppelstein, überqueren alsbald die Autobahn und wenden uns direkt nach der Autobahnbrücke nach links und gehen geradeaus bis wir zum Sportplatz kommen(10). Hier heißt es abermals rechts gehen, in den Bellersheimer Weg, dem wir fast bis zur Durchfahrtsstraße von Münzenberg folgen. Kurz bevor wir auf die Steinbergstraße kommen, gehen wir nach links auf einem Trampelpfad unmittelbar an den Häusern vorbei (11).  

Der Weg verbreitert sich und führt uns schließlich bis zum Münzenberger Festplatz. Jetzt noch eine Rechts-Links-Kombination und wir sind wieder auf der Steinbergstraße, wo wir zum Ortsausgang in Richtung Wohnbach weiterlaufen. Die letzte Straße nach rechts und dann hinter dem Hotel nach links und wir sind fast wieder am Ausgangspunkt angelangt. Wer mit dem ÖPNV unterwegs ist, wird am Ende des Bellersheimer Weges nicht nach rechts auf den Trampelpfad biegen, sondern nach links auf die Falkensteiner Straße und ist nach wenigen Metern an der Bushaltestelle angelangt.  

Wer mit Birgit Ungar eine Kräuterwanderung unternehmen will oder eine professionelle Beratung zum Thema Grünland, Tierernährung, -haltung und -zucht benötigt, findet sie hier

Länge

11,2 Kilometer

Höhenmeter

220

reine Gehzeit

Knapp drei Stunden

Streckenqualität

überwiegend befestigte Forstwege 

Startpunkt

Am Hattsteiner Hof, unterhalb der Münzenburg

Anfahrt

Busverbindungen nach Butzbach und Lich, RMV-Linie 200 und nach Wölfersheim, Linie 210. Dann von der Bushaltestelle in der Falkensteiner Straße den Weg in Richtung Sportplatz (Straße "Am Viehtrieb"), vorbei am Sportplatz bis hin zum "Geologischen Garten"