Keltische Ursprünge und ein versetztes Fachwerkhaus

Das stattliche Dörfchen Ulfa mit 1.300 Einwohnern liegt am Westrand des Vogelsberges und war vermutlich schon vor mehr als 2.000 Jahren besiedelt. In der ersten Erwähnung heißt Ulfa Uloffe oder Ulaffa, weil Ul im Keltischen „Sumpf“ und Oppe bzw. Affa „Wasser, Bach oder auch Fluss“ heißt. Das Sumpfgebiet ist durch die Entwässerung im letzten Jahrhundert verschwunden. Die erste urkundliche Erwähnung von Ulfa findet sich in einem Schenkungsverzeichnis des Klosters Fulda, das auf das Jahr 802 datiert ist.

Das Schicksal bitterster Armut teilten die Ulfaer mit vielen anderen Dörfern am Fuß des Vogelsberges, insbesondere mit dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis hin zur Aufhebung der Leibeigenschaft in Hessen Anfang des 19. Jahrhunderts. Danach entwickelte sich das überwiegend durch Landwirtschaft geprägte Ulfa, das mit den Warenüberschüssen Handel bis nach Frankfurt betreiben konnte.

Die Wanderung beginnt am Bürgerhaus…

… am Ortsende in Richtung Gonterskirchen, das schon im Landkreis Gießen liegt. Wir parken am Bürgerhaus und gehen ein kleines Stück den Feldweg zurück und biegen dann nach links in den Asphaltweg und überqueren nach wenigen Metern die Landesstraße 3138 nach Gonterskirchen.

Die Wegebeschaffenheit unserer heutigen Wanderung ist höchst unterschiedlich. Sie wechselt ständig zwischen Asphaltwegen, Schotterwegen und Betonplattenwegen. Ein kleines Stück gehen wir auch auf einer historischen gepflasterten Straße. Der Feldweg stößt auf einen weiteren Feldweg. Wir gehen nach rechts, um nach etwa 200 Metern an einer Kreuzung nach links zu gehen (1). Wir bleiben auf dem Weg, bis wir links an ein Feldgehölz kommen, an dessen Ende wir den Wiesenweg nach links nehmen, um nach 300 Metern abermals auf die Landesstraße 31/38 zu stoßen. Wir gehen links für etwa 200 Meter entlang der Straße und gehen dann wieder rechts leicht bergab ins Tal. Gut 500 Meter laufen wir so und stoßen am Feldgehölz auf den historischen Weg von Ulfa nach Gonterskirchen (2).

Birnchen…

Wie alt der Weg ist, ist nicht genau zu bestimmen. Auf jeden Fall ist er auch nach vielen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten in einem ausgezeichneten Zustand. Wir folgen dem gepflasterten Weg und kommen alsbald zu einem schönen Ruheplätzchen mit Bank. Hier steht der „Dr.-Metzler-Brunnen“ (3), der im Mittelalter der Dorfbrunnen der Wüstung Reckenhausen war. Im Ulfaer Dialekt heißt der Brunnen „Birnchen“. Wir gehen noch ein paar Meter weiter und sehen rechter Hand einen kleinen Teich. Hier biegen wir nach links, der Feldweg stößt nach gut 500 Metern auf einen Asphaltweg, den wir abermals nach links gehen, um dann am Waldrand den Asphaltweg nach rechts zu nehmen.

…und Dreiergeläut

An der nächsten Kreuzung gehen wir halb rechts und kommen alsbald wieder auf einen Feldweg. Wir haben jetzt den Kirchberg erklommen (4). In den „hessischen Sagen“ von Johann Wilhelm Wolf, 1853 in Göttingen erschienen, heißt es dazu: „Westlich von Ulfa liegt ein Berg, der heißt der Kirchberg, auf dem wollten die Leute vor Zeiten eine Kirche bauen. Was aber vom Holzwerk am Tage aufgerichtet wurde, das fand man am folgenden Morgen vor das Dorf an die Stelle getragen, wo noch jetzt die Kirche steht. Da ließ man endlich von dem Werk ab und baute die Kirche an der letzteren Stelle. Der Berg behielt aber von der Begebenheit den Namen, welchen er jetzt noch führt.“

Die heutige Kirche in der Dorfmitte wurde im 11./12. Jahrhundert gebaut; die drei Glocken aus dem Jahre 1334 sind deutschlandweit das älteste Dreiergeläut.

Bei trockenem Wetter können wir eine kurze Variante nehmen und  den Kirchberg halb umrunden und gehen aber am schmalen Schotterweg nach links, vorbei am Grillplatz der Feuerwehr und über einen Wiesenweg geradeaus und kommen alsbald auf die Kreisstraße 223, die von Ulfa über Langd nach Hungen führt.

Wenn der Boden feucht ist, gehen wir Variante 2 am Kirchberg geradeaus (5) und kommen so auf die Kreisstraße, gehen nach links und wandern etwa 300 Meter entlang der Kreisstraße. Nach einer Linkskurve gehen wir nach rechts auf den Asphaltweg. Einen guten Kilometer lang wandern wir diesen Weg und stoßen wieder auf die Landesstraße 3138, jetzt von Ulfa in Richtung Harb.

In einer Links-Rechts-Kombination überqueren wir die Straße (6) und landen erneut auf einem Asphaltweg, der die Felder rechts und links durchquert. Nach rund 500 Metern kommen wir linker Hand an ein herrliches Stück Grünland (7). Der Blick täuscht nicht, es ist englischer Rasen, der hier regelmäßig „geschält“ wird und als Rollrasen in der Region vermarktet wird. Am Wäldchen stoßen wir auf einen Asphaltweg, gehen nach rechts und nach weiteren hundert Metern abermals rechts. Vor uns im Blick haben wir die Bauwerke des Regenrückhaltebeckens des Wasserverbandes Nidda (8). Wir laufen direkt auf den Damm zu, um an dessen Krone nach links in Richtung der Bauwerke des Rückhaltebeckens zu gehen.

Die Haubenmühle

Rechter Hand sehen wir ein traumhaft schönes Fachwerkhaus. Es ist Teil der Haubenmühle (9). Die Haubenmühle wurde im 16. Jahrhundert erstmalig als landesherrliche Mühle des Landgrafen von Hessen erwähnt. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Mühlengebäude nicht weniger als dreimal bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte der industrielle Richard Merton (Metallgesellschaft Frankfurt) das Anwesen. Anfang der 20er Jahre erwarb er in Wölfersheim ein 1618 erbautes Fachwerkhaus, das einer Straßenerweiterung weichen muss. Er ließ das Gebäude abbrechen und auf der Haubenmühle originalgetreu wieder aufbauen (siehe Bild). Merton musste vor den Nationalsozialisten fliehen. Nach dem Krieg wurde das Eigentum zurückgegeben und ging dann in den Besitz seines Stiefsohns Casimir Johannes Prinz zu Sayn Wittgenstein Berleburg über.

Am Ende des Dammes wenden wir uns abermals nach links, gehen am Waldrand entlang. Links von uns ist das Regenrückhaltebecken des Wasserverbandes Nidda, das mit dazu beitragen soll, Hochwasserkatastrophen, wie etwa die von 2005, als in Ulfa die Straßen und Keller überflutet wurden, zu verhindern. Wir stoßen auf eine T-Kreuzung und gehen nach links (10) über den meist friedlich dahinmurmelnden Bach und kommen über den Eselsweg ins Neubaugebiet von Ulfa. Wir stoßen schließlich wieder auf die Landesstraße 3138, der wir bis fast zum Ortsausgang folgen und dann links wieder zum Bürgerhaus zu kommen.

Länge

10 Kilometer, 175 Höhenmeter, überwiegend asphaltierte Wege, die auch nach schlechtem Wetter gut zu begehen sind.

reine Gehzeit

zweieinhalb Stunden

Startpunkt

Bürgerhaus Nidda-Ulfa

Anfahrt

Über Nidda, den Stadtteil Harb und dann Richtung Ulfa. Am Ende der Steinstraße kurz vor Ortsausgang in Richtung Gonterskirchen nach links; das Bürgerhaus ist ausgeschildert.