Vom Bauerndorf zu den Spezialisten für Magerrasen

Will man hierzulande Ortschaften eine besondere Schönheit und Anmut zuschreiben, dann zieht man dazu Vergleiche aus dem Süden zu Hilfe, etwa die „Maibacher Schweiz“ oder „Klein-Venedig“ für Florstadts Stadtteil Staden.

Stornfels oder Stirwels, wie man hier auf platt sagt, kommt gleich als „Wetterauer Toskana“ daher und das mit Recht. Hoch auf einem Basaltfelsen thront das Örtchen, dessen Name sich von Sturmfels ableitet. Wenn man den Ort über Nidda via Ulfa anfährt, dann genießt man gerade in den Herbsttagen die toskanischen Farben, vor allem das gebrannte Siena, das von den frisch gepflügten Äckern herrührt.

Die Geschichte von Stornfels reicht bis ins Mittelalter zurück. Zwischen 800 und 1300 ist wahrscheinlich die Burg Stornfels oder auch Sloz Sturmfels erbaut worden. Heute existiert nur noch der Burgbrunnen hinter der Kirche. Im 14. Jahrhundert hatte die Burg eine große Bedeutung als Sicherung der „rechten Niddastraße“, die von Frankfurt nach Kassel führte. Aus dieser Zeit stammt auch das Dokument, in dem die Schenkung des Schlosses durch den Grafen Ziegenhain und Nidda an den Abt von Fulda beurkundet wird.

Keine Kuh mehr im Bauerndorf

Stornfels ist ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt des Fachdienstes Landwirtschaft des Wetteraukreises, um den Strukturwandel in der Landwirtschaft zu gestalten. Insbesondere die Aufgabe landwirtschaftlicher Flächen führt zunächst zur Verbuschung und später zur Bewaldung der Kulturlandschaft. Das abwechslungsreiche und inspirierende Landschaftsbild würde verloren gehen. Die kargen Böden des Vogelsberges verbunden mit den aktuell niedrigen Preisen in der Landwirtschaft lassen immer mehr Landwirte aussteigen. Das Bauerndorf Stornfels beherbergt heute nicht eine Kuh mehr. Die meisten Flächen sind an Bauern aus der Umgebung verpachtet. Das bestätigt auch der letzte Stornfelser Bauer, Thomas Hein, der allein von der Landwirtschaft nicht leben könnte. Ein wichtiges Standbein sind die Pensionspferde, die der Landwirt betreut.

Bei unserer Wanderung können wir am Nordhang des Dorfes sehen, wie die Bauern früher gearbeitet haben. Da wurden die Feldsteine aufgelesen, zu Wällen geschichtet und die Flächen terrassiert, um sie besser bewirtschaften zu können. Heute sind die Steinwälle verfallen und die Äcker und Wiesen häufig zur Schafweide geworden.

Schafe sind Spezialisten für Magerrasen

Diese ertragsarmen Flächen nennt man auch Magerrasen. Sie sind nährstoffarm, oft voller Steine und für die moderne Landwirtschaft uninteressant. Aber auf den mageren Flächen findet sich eine hohe Zahl seltener Pflanzen und Tiere, die auf der Roten Liste bedrohter Arten zu finden sind. In der Wetterau sind schätzungsweise weniger als ein Prozent der Fläche Magerrasen. Hier leben aber bis zu 70 Prozent der vom Aussterben bedrohten Arten. Dieses Paradies ist bedroht. Dafür benötigt man eine dauerhafte Pflege, die nur durch die Schafbeweidung zu erreichen ist. Die Schafe sorgen dafür, dass die Fläche frei und der Lebensraum für die bedrohten Arten erhalten bleibt.